Ladybug
Ein Rätsel innerhalb eines Geheimnisses, umgeben von einem Mysterium Der 17jährige Henry ist von seinen Gefühlen völlig überrascht, als Grace in seine Klasse kommt. Sie ist das Sinnbild von „kaputt“: schmuddelige, zu große Jungsklamotten, ungekämmt, mit Gehstock und eindeutig unglücklich. Bisher war er noch nie verliebt. Seine Eltern sind das perfekte Paar und genau das möchte er für sich auch haben. Grace passt in diese Vorstellung so gar nicht, dennoch sucht er ihre Nähe. Die Arbeit an der Schülerzeitung kommt da absolut gelegen, denn er und Grace sollen sich den Redaktionsleiter-Posten teilen. Nach und nach kommt Henry hinter das Geheimnis von Grace … Dieses Buch wird dem Genre Jugendbuch zugeordnet, hat aber auch Erwachsenen sehr viel zu sagen. Ob für sich selbst oder um den Nachwuchs (wieder) zu verstehen – es steckt voller wunderbar ausgedrückter und teils versteckter Weisheiten, die einfach bereichern. Ohne überfrachtet zu wirken, streift es eine Menge Themen. Der Leser wird nicht damit überhäuft oder überfordert, er kann so viel oder wenig darüber nachdenken, wie er möchte. Das klingt seltsam, dennoch macht es, wenn man das Buch gelesen hat, Sinn. Es lässt sich am ehesten mit „denk mal drüber nach“ erklären. Man kann, muss aber nicht. Die Kerngeschichte ist intensiv genug, dennoch berührt sie, wie das wahre Leben eben, auch noch unendlich viele andere Bereiche. Jeder beschäftigt sich damit so intensiv, wie er gerade kann und mag. Die erste Liebe ist immer etwas ganz Besonderes. In Henrys Fall trifft das noch stärker zu. Er nimmt einen Kampf auf, der nur sehr schwer zu gewinnen ist. Noch dazu in einer Zeit, die für seine Zukunft sehr prägend ist und in der er Weichen stellen muss. Zum Glück hat er Freunde und Familie, die für ihn da sind und mit ihm durch dick und dünn gehen. Krystal Sutherland hat ein Debüt abgeliefert, das einfach umhaut. Ich habe das Buch fast in einem Zug durchgelesen. Der Einstieg fällt unbeschreiblich leicht und ihre Sprache ist einfach wunderbar. Jugendlich genug, um den Leser keinen Augenblick vergessen zu lassen, dass ein Teenager seine Geschichte erzählt, aber nicht zu flapsig, damit auch young adults und die Elterngeneration das Buch geradezu inhalieren können. Schon allein, dass sie es schafft, einen männlichen Erzähler über diese besondere Liebe erzählen zu lassen, ist einfach bemerkenswert und großartig. Ein klein wenig erinnert dies an Erich Segals „Love Story“. Trotz aller ergreifenden Momente bleibt das Buch positiv und der Ich-Erzähler verliert nie einen gewissen Humor. Dabei wird nichts ins Lächerliche gezogen, sondern gezeigt, dass all das zum Leben gehört. Die Autorin hat tatsächlich ein Debüt geschaffen, das sie selbst erst einmal übertreffen muss – keine leichte Aufgabe! Ich bin gespannt auf weitere Werke von ihr. Sie hat eindeutig ein riesiges Talent, denn beim Lesen hat man das Gefühl von Leichtigkeit (trotz des schwierigen Themas). Das Schreiben ist mühevolle Knochenarbeit. Ein Buch erscheinen zu lassen, als sei es einfach nur so aus der Feder geflossen, schaffen nur wenige so meisterlich. Genau dieser Widerspruch der Leichtigkeit bei schwierigen Themen ist ganz große Kunst. Sutherland veralbert die Situation nicht, dennoch zeigt sie, dass es immer irgendwie weitergeht und genau das das Leben ausmacht. Wunderbar finde ich auch die locker eingestreuten Musik- und Filmtitel. Nicht alle sagte mir persönlich etwas, dennoch gefällt es mir sehr. Dieser Roman zieht nicht runter, obwohl er ans Herz geht. Ergreifend, bewegend, wunderschön – von mir gibt es die vollen fünf Sterne!