Ladybug
Statt „Schimmi“ ermittelt in Duisburg nun Polizeiseelsorger Bauer Martin Bauer, ehemaliger evangelischer Pfarrer, hat keine eigene Gemeinde mehr, ist nun aber Polizeiseelsorger. Auf sehr unkonventionelle Weise rettet er dem Polizisten Walter Keunert das Leben: er springt selbst von einer Duisburger Rheinbrücke, damit dieser ihn rettet, statt sich selbst das Leben zu nehmen. Der Plan funktioniert, denn ist nur wenige Stunden später eben dieser Polizist tot. Diesmal ist er von einem Parkhaus in der Duisburger Altstadt gesprungen. Bauer lässt das nicht los und er macht sich im Revier eine ganze Reihe neuer Feinde, weil er auf eigene Faust herauszufinden versucht, was wirklich geschehen ist. Mir gefällt Bauer sehr. Er ist ein Pfarrer mit Vergangenheit – über diese erfährt man nur Andeutungen, doch da es weitere Fälle mit ihm geben wird, bleibt da noch viel Raum für Entwicklungen und Enthüllungen. Sehr beliebt ist er im Revier nicht, nur wenige halten zu ihm. Dazu eine pubertierende Tochter, eine überforderte (und auf die Liebe der Tochter zum Vater eifersüchtige) Ehefrau – Bauer hat es nicht leicht. Doch wie er damit umgeht, macht ihn sehr sympathisch. Solche Pfarrer sind modern und glaubwürdig und haben das Zeug, wieder mehr Menschen in die Kirche zu bekommen. Das aber nur am Rande. Bauers innerer Kampf kommt für mich sehr gut rüber. Im Gegensatz zu seiner Frau weiß ich, dass er die Familie nicht vernachlässigt, sondern einfach weiß, wo er dringender gebraucht wird. Dass am Ende dann berufliches und privates zusammenlaufen, ist ein genialer Einfall des Autorenduos. Mir gefällt es selten, wenn ein Buch aus vielen einzelnen Erzählsträngen besteht. Bis diese sinnvoll zusammenlaufen, vergeht für meinen Geschmack meist einfach zu viel Zeit und der Wechsel zwischen den Strängen nervt und stresst mich dann gern. Hier ahnt man, worauf Mariana hereinfällt. Auch wenn man nicht weiß, wie Bauer damit zusammenpasst, ist dieser Strang keineswegs störend. Bei den Recherchen zu Keunert ergibt sich ein weiterer Strang, der zunächst unwichtig erscheint, der aber sehr schnell hochdramatisch wird. Da ich Duisburg sehr mag (nein, es ist keine graue, finstere Stadt – dieses Vorurteil muss man gleich mal ablegen), habe ich das Hörbuch besonders gern gehört. Ich hatte viele Orte geradezu überdeutlich vor Augen. Dennoch wird nichts ausufernd und langschweifig erzählt oder beschrieben. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Die Entwicklungen, die die einzelnen Stränge nehmen und die Wendungen am Ende sind meiner Meinung nach sehr gelungen, dabei aber logisch aufgebaut und nachvollziehbar, keineswegs erzwungen konstruiert. Da haben mir die beiden Autoren den Atem geraubt und mich neugierig auf weitere Fälle mit Martin Bauer gemacht, obwohl ich kein großer Fan von Buch-Serien bin. Mir bleibt nur, die vollen fünf Sterne zu vergeben, denn dieser Start ist mehr als gelungen.