Profilbild von Cindy

Cindy

Posted on 29.2.2020

"Die Dunklen Lande" war mein erster Markus Heitz. Da er ein gefeierter Fantasy-Autor hier in Deutschland ist, bin ich mit entsprechend hohen Erwartungen an die Lektüre gegangen. Mich reizte vor allem das Setting: Deutschland im 30jährigen Krieg. Im Buch enthalten sind einige Druckgraphiken des Lothringers Jacques Callot, der die Greuel dieser Zeit wunderbar eingefangen hat und damit Heitz inspirierte. Die Aufmachung und das tolle Cover machen natürlich Lust auf mehr. Im Mittelpunkt der Geschichte steht nicht nur eine Person, sondern eine bunte Mischung verschiedener Charaktere, aus deren Perspektiven die Geschichte im Wechsel erzähltwird. Aenlin Kane ist auf der Suche nach dem Erbe ihres Vaters, des bekannten Dämonenjägers Solomon Kane. Sie wird von der persischen Mystikerin Tahmina nach Hambrug begleitet. Dort halten sich auch vier Landsknechte auf. Nicholas, den Anführer, umgibt ein dunkles Geheimnis. Statius ist ein brutaler Kerl, Jäcklein und Moritz eher zurückhaltend und freundlich. Und auch mein persönlicher Held der Geschichte, Caspar von und zu dem Dorffe, der mit seinem Witz udn Charme die Geschichte wudnerbar aufgelockert hat, schließt sich der Gruppe an. Alle werden durch einen Auftrag der Westindischen Compagnie zusammengeführt und müssen nach Bamberg reisen. Und diese Reise birgt so einige Gefahren. Die wechselnden Perspektiven haben der Geschichte sehr gut getan, da sie dadurch an Reiz gewann, weil man wissen wollte, wie es bei den Figuren weiter geht. Manchmal sind ihre Charaktere jedoch miteinander verschmolzen, weil ihnen ein paar individuelle Eigenheiten fehlten, die ine einwandfreie Identifizierung erleichtert hätten. Mein Hauptproblem an diesem Buch ist leider der Schreibstil. Heitz hat es zwar egschafft, das Setting und die Atmosphäre des 30jährigen Krieges zu erzeugen, und man merkt mit jedem historischen Fakt, den er einbringt, wie viel Recherchearbeit er betrieben aht, doch der Schreibstil leidet unter dieser Historizität. Seine Versuche, zeitgenössische Redewendungen einzubauen, wirken oft übertrieben und fehl am Platz, da sie den Schreibfluss stören. Manche Wendungen passen andererseits wirklich gut (beispielsweise die Spitzen von und gegen Caspar), andere passen nicht. Vor allem die blutrünstigen und verachtenden Sprüche und Gedanken von Statius fand ich persönlich stark übertrieben. Er ist frauenfeindlich und gewaltbereit, ja das gehört zu seinem Charakter. Aber eine wirkliche Strafe erhält er für seien Taten nicht und seine Art hat mir beim Lesen einige Male Bauchschmerzen bereitet. Die große Anzahl an Hauptfiguren führte auch dazu, dass es den Charakteren an Tiefe fehlte und sie plötzlich Dinge dachten und taten, die nicht immer logisch nachvollziehbar waren. Obwohl das Buch schon sehr lang ist, wirkten die Handlungsstränge nicht abgeschlossen beziehungsweise endeten zu abrupt und unausgegoren (ich denke hier vor allem an Aenlin und Nicholas). Andererseits ist es ein wahres Meisterwerk, was Heitz mit den vielen verschiedenen Charakteren und Handlungssträngen auf die Beine gestellt hat. Er hat es trotzdem geschafft, alle Handlungen zusammenzuführen und allen Figuren ein Ende (wenn auch nicht immer gelungen) zu geben. Die Handlung an sich war spannend, streckenweise aber auch ein wenig zu langatmig. Was mich am meisten gestört hat waren die endlosen Blutbäder und Gewalttaten (ich habe mir aber sagen lassen, dass das eine Spezialität von Heitz sein soll). Für meinen Geschmack war die Handlung dann ein wenig zu blutig und einige Szenen wären auch ohne so viel Greuel ausgekommen. Andererseits war 1629 eine Zeit, die geprägt von Plünderungen und Leid war, daher passen diese Szenen wohl in den historischen Kontext. Zusätzlich zur Geschichte fügt Heitz Magie hinzu. Dämonen, Hexen und andere Gestalte begegnen im Laufe der Geschichte. Natürlich bringen sie Abwechslung in die Handlung, aber das Magie-System ist nicht ausreichend erklärt und oft habe ich mich gefragt, woher sie ihre Macht beziehen und wie das alles funktioniert. Wer sich aber auf den Schreibstil einlässt und eine abwechslungsreiche Handlung mit vielen Fantasyelementen mag, der sollte diesem Buch eine Chance geben. Für mich war es leider kein Highlight, weil zu viele Dinge nicht aufgeklärt wurden, aber die Mischung aus Geschichte und Fantasy war sehr spannend zu lesen.

zurück nach oben