Cindy
"Das Ting" ist das Debüt des jungen Autors Artur Dziuk, der sich an die Frage gewagt hat, inwieweit Künstliche Intelligenz dazu verhelfen kann, den perfekten Menschen zu erschaffen. Vier junge Leute, die ebenfalls die vier Protagonisten sind, gründen ein Start-Up, dass als "Navigationssystem für das Leben" Entschiedungen abnehmen und das Leben verbessern soll. Diese vier Menschen sind sehr verschieden. Es gibt Linus, der die zündende Idee zu dem Projekt hat und eher träumerisch veranlagt ist. Niu ist eine beganedete Programmiererin, doch sie hat Angst und verschließt sich vor der Außenwelt. Kasper ist der Sohn eines Unternehmensgiganten und strauchelt, sein Familienerbe zu erfüllen und sich selbst zu verwirklichen, jedoch ist er äußerst gerissen. Und zum Schluss noch Adam, der von Polen nach Deutschland gekommen ist und unbedingt seine Wurzeln abschütteln und sich beweisen möchte. Diese vier sind ganz verschieden, doch das Ting vereint sie und sie müssen miteinander auskommen. Sie wollen in einer Testphase jede Anweisung des Ting befolgen, ungeahnt der Konsequenzen. Das Ting ist ein aufwühelndes Buch, weil die Erzählstimme sehr emotionslos und steril ist. Man wird in eine aufbrausende und fremde Welt geworfen, in der Start-Ups gegründet werden und Träume platzen. Dziuks Schreibstil ist sehr steril und schmucklos. Man kann sich nicht mit den Charakteren identifizieren, weil der Schreibstil es nicht zulässt. Jeder der vier ist auf seine Art eine gescheiterte Persönlichkeit und ihr Scheitern und ihre Ausweglosigkeit übertragen sich auf den Leser. Die Kälte des Schreibstils schafft immer eine gewisse Distanz. Das Ting ist ein sehr abstraktes Produkt, dem man als Leser nicht so recht trauen kann. Immer wieder gibt es wechselnde Perspektiven. Jeder Charakter hat zwar seine ganz eigenen Nuancen, aber im Grunde wirken sie manchmal wie einer. Die Geschichte an sich beginnt sehr langsam. Mir fiel es schwer, in das Buch hineinzukommen und mich auf alles einzulassen. Die Thematik an sich ist recht interessant, war mir aber zu abstrakt. Zwar wurde das eigentliche Ting nie aus den Augen gelassen, doch hatte man ständig das Gefühl, der Autor verläuft sich in Nebenhandlungen. Nichtsdestotrotz war das Ting ein sehr aufrüttelnder Roman, der dazu führt, das man sich selbst Fragens tellt und Dinge hinterfragt.