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wortberauscht

Posted on 29.2.2020

Rezension verfasst von © Janna (KeJasWortrausch.de) Die Autorin begeistert mich jedes Mal aufs neue und diesmal war es noch intensiver als sonst! Nicht nur Luc kommt in diesem Band zu Wort, auch Inga und Silas erhalten viel Raum. Zunächst betrachtete ich es leicht kritisch, bin ich doch ein absoluter Luc-Fan, doch auch Silas und Inga zogen mich in ihren Bann. Dieses Buch ist Band 3 der Reihe, mit der Auskopplung bereits das vierte Buch von und über den Protagonisten Luc, und ich muss leider sagen, wer die vorherigen Bücher nicht kennt, aber noch lesen will, sollte hier aufhören und lieber meine Rezension zu „Schneepoet“ (Band 1) oder „Am Horizont Schwarz“ (aus Ingas Perspektive) lesen. | Randnotiz | Es gibt sogar das ein oder andere so genannte ‚Easter Egg‘ (Versteckte oder auch offensichtliche Besonderheiten) zu entdecken: Auch wenn ich bislang noch nichts von ihm gelesen habe, ist Benjamin Spang mir natürlich ein bekannter Name. Auch für Luc und Inga ist er mit seinem Buch „Blut gegen Blut“ nicht unbekannt. Ebenso trifft man auf Nicole Neubauers Ermittler Brandl aus der „Waechter-Reihe„. Eine wirklich feine Begegnung zwischen ihm und Luc! So, nun aber zum eigentlichen Buch. Das Buch spielt zeitlich einige Kapitel lang (ca. die ersten 40 Seiten) vor dem Vorgänger „Karmapoet„, um die Geschichte dann dort anzuknüpfen und weiter zu erzählen. Es wiederholt sich jedoch nichts aus dem vorherigen Band, sondern erzählt von noch unbekannten Situationen. Ein ungewohnt offener Silas. Schon die Vorgänger sind emotional, doch diesmal war es Gefühlslooping par excellence! Die Beziehungen sind verflochten, die Gedanken ein Karussell, die Geschichte textsexuell! Dieses Wort aus dem Buch gibt die Geschichte sehr gut auf so vielen unterschiedlichen Ebenen wieder. Das Lesen ist wie ein Rausch, man mag kaum aufhören. Die Beziehungen sind sexuell aufgeladen und knistern emotional. Die Geschichte fordert nicht nur die Protagonist*innen, sondern auch die Leser*innen. Ich begann mich selbst darin zu finden, konnte mich hineinfühlen, auch wenn ich es nicht selbst erlebt habe. Situationen werden betrachtet, eigene Beobachtungen dazugestellt. Die Autorin spinnt reale Situationen in eine fiktive Geschichte, und schafft es so, die Leser*innen zum Nachdenken anzuregen. "Wie schnell die Rollen vertauscht sein können, wenn sich die Konstellation der Menschen ändert – spannend und befremdlich" (S. 52) Es geht nicht einfach um Liebesbeziehungen, dann wäre es keine Buchreihe die ich so verschlingen würde. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen, ihr Konstrukt, und diese existieren nicht ohne Gefühle und ohne Chaos. Die Autorin konstruiert eine Beziehung in der Beziehung, schildert Situationen die wahrscheinlich kaum ein*e Leser*in so erlebt hat. Dennoch sind die Gedanken der Protagonist*innen, ihre Situationen und ihr Erleben, absolut nachvollziehbar. So oder so ähnlich hat man bereist selbst gefühlt. Selbstzweifel, Selbsthass, Selbstfindung. All dies so einnehmend in Worte gefasst, dass ich einfach nur vollständig eintauchen konnte. Es fordert! Kannte man bislang vor allem die Perspektive von Luc, sind es diesmal besonders Silas und Inga, die ihre Gedanken mit uns teilen. Dem stand ich zunächst skeptisch gegenüber, da ich Luc wirklich mehr als gerne lese. Doch durch das Kapitel „Schwarm“ hat sich dies sehr schnell relativiert. Eine Begegnung zwischen Silas und Inga die Spuren hinterlässt. "Zwischen Nacht und Tag, wenn die Realität einfach nicht existiert. Da sind alle Bedürfnisse ehrlich." (Seite 71) Das Buch besteht aus Bedürfnissen. Aus Wollen. Sehnsüchte und Ängste. Die Protagonist*innen gehen erschreckend erwachsen mit ihrer Problemwelt um, doch dies macht die Geschichte dennoch nicht unrealistisch. Es berührt, es schüttelt durch. Diesmal nicht nur Luc und sein Gedankenkarussell, sondern ebenso die von Inga und Silas. Und von allen anderen die sich innerhalb dieses Konstruktes bewegen. So sind es nicht nur der Lebensschmerz und die Lebenslust die im Buch thematisiert werden, sondern auch die Lust an Leidenschaft. (An dieser Stelle könnte man meine letzten Worte auch doppeldeutig interpretieren, denn zwischen der Leidenschaft, wird auch Leid erschafft). Erotische Szenen sind keine Seltenheit mehr in Filmen und Büchern. Diese jedoch ästhetisch darzustellen ist eine Kunst – so zu mindestens für mich! Nicht ein aneinanderreihen an nackter Haut und Küssen, sondern die Tiefe dessen erfassen und skizzieren, das ist Erotik und ebendies findet sich in den Büchern von Nika Sachs. "Es ist wie Tanzen, eine Choreographie aus Bedürfnissen und Sehnsüchten." (Seite 133) So sinnlich ist das gesamte Buch. Und manchmal auch die nüchterne Wahrheit. Das Existieren zwischen Alltag und Träumen. Das Leben zwischen Verantwortung und Freiheit. Inmitten von Liebe und Schmerz. Besonders das Kapitel „Nachtklar“ forderte mich emotional sehr! Das Leben von Luc und Inga wieder einmal auf den Kopf gestellt – von außen, wie von innen. Die Frage, ob eine*r von ihnen zerbrechen wird an diesen Verflechtungen, nicht nur in Bezug auf diese Beiden, sondern in Hinblick auf alle verstrickten Personen, wabert von Beginn an durch die Seiten. Und doch hat das Lesen eine gewisse Leichtigkeit, wird durch Humor und nebensächlichen Erzählsträngen aufgelockert. Neues Lieblingswort? Check! – „Ginspirit“ (S. 236). Bedürfnis nach einem Kinderbuch geweckt? Check! – Silas und sein kreativer Schreibprozess (S. 277). Die Art wie Nika Sachs diese Geschichte erzählt, ist eine ganz eigene Poesie. Aus Worten eine Kunstform erschaffen, indem sie mit eben diesen spielt und sie neu erschafft. Sie verführt zum Abtauchen, nachdenken und hinterfragen! Gesamtfazit zu den bisher erschienenen Büchern dieser Reihe? Leider Geil!

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