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wortberauscht

Posted on 29.2.2020

Rezension verfasst von © Janna (KeJasWortrausch.de) Ein Roman der mich berührte. Eine Geschichte in die ich abtauchte. Nur etwas fehlte, um mich gänzlich in den Bann zu ziehen – Schmerz. Dies mag vielleicht etwas unverständlich für die eine oder den anderen von Euch klingen, aber Lebensgeschichten brauchen für mich Lebensschmerz. Und es ist nicht so, dass Adam diesen nicht begegnen würde, mich nicht übermannt hätte, aber es fehlte mir dennoch. Aber Geschichten haben ihre Anfänge, so auch meine Rezensionen – beginnen wir also nicht mit dem Ende, sondern mit Adams Ankunft. Sein Neubeginn in Hannover. Humorvoll und doch verständlich skizziert die Autorin das Leben in hellen und dunklen Nuancen. Sie macht es nicht lächerlich, sondern zeigt auf einer sehr lockere Art den Alltag. Etwas worüber ich mir nie Gedanken mache und das, obwohl ich doch aktiv in den social medias unterwegs bin – und dann auch noch liebend gern emojis nutze. Wenn das lustige Gesicht plötzlich in seiner Gänze beschrieben wird, weil es eben nicht erkennbar ist. Ebenso nachvollziehbar werden Adams Beweggründe geschildert, warum er seine Sehbehinderung geheim hält und welche Hürden ihm tagtäglich begegnen. "Sie schwieg. Wahrscheinlich nickte sie verständnisvoll oder zuckte mit den Schultern. Das sagt mir ja nie einer!" (S. 43) Adam beginnt von vorne, selbständig, und findet sich trotz Selbstzweifel in seinem neuen Leben ein. Er findet Freunde und findet die Liebe, ihn, den Barkeeper. Kleine Randnotiz gefällig? Ich liebe Gin, warum kenne ich „White Lady“ noch nicht – dank Adam wird das nachgeholt! Ich würde so gern so viel von den Beiden schildern, ihr Umgang miteinander, doch möchte ich an dieser Stelle niemanden die Szene vorwegnehmen, die in dem Kapitel „Döhren“ auf Euch wartet! Doch so wundervoll es ist, umso erschütterter war ich was zwischen den Beiden zum Ende hin geschieht. So sehr mich eben dies berührte, so sehr findet sich im Ende auch meine Kritik … Ich finde es faszinierend, dass es sich eben nicht um Leid handelt, sondern den Alltag von Adam beschreibt – seinen Weg in die Selbständigkeit. Seine Stolpersteine und seine Glücksmomente. Doch womit die Autorin Adam, und auch mich, konfrontierte, war nicht absehbar, hob all die Erlebnisse zuvor aus den Angeln. Doch anstatt des Schmerzes fand ich Verständnis. Vielleicht auch nur für mich nicht nachvollziehbar, da ich ein gänzlich anders Gedankenkarussell hätte, völlig anders mit der Situation zum Ende hin umgegangen wäre?! Ich weiß es nicht. Und doch ist es diese Szene die mich zurückließ. Wundervoll und einnehmend geschrieben. Eine Geschichte die für mein Empfinden nur etwas mehr Lebensschmerz hätte haben dürfen, aber dadurch nicht realitätsfern ist. Ein Ausschnitt des Alltags und Adams Gedanken. Ein Einblick mit Adams Umgang des Stolpersteins namens Leben.

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