Babscha
Kernstück der Biographie ist das Leben und Aufwachsen des Autors in einer Kleinstadt im Ruhrgebiet inmitten einer schillernden großen Familie voller umgänglicher, kauziger oder auch extrovertierter "Typen" jeder Couleur, allen voran seine Großmutter, die sich nach dem schicksalhaften Tod seiner Mutter bereits in frühen Jahren um ihn und seinen Bruder kümmert und lt. Aussage Kerkelings damit maßgeblichen Einfluss auf seine persönliche Entwicklung genommen hat. Der Leser wird hier noch mal entführt in den typischen kleinbürgerlich-miefigen Dunst der aufstrebenden Sechzigerjahre, in denen die Nachwirkungen des noch nicht so lang zurückliegenden Krieges auf allen Ebenen noch sehr deutlich zu spüren sind. Durch die Intensität der Erzählung, die Liebe zum Detail und die Ehrlichkeit der Berichterstattung ist das Werk interessant und fesselnd zu lesen und insgesamt gut gelungen. Nach dem Zuklappen des Buches hat man tatsächlich das Gefühl, den Menschen hinter dem bekannten Entertainer jetzt deutlich besser zu kennen. Mutig, geschickt, stellenweise auch knallhart verpackt Kerkeling in seiner Erzählung immer wieder seine ganz persönliche Meinung zu diversen durch ihn empfundenen gesellschaftlichen, kulturellen und vor allem klerikalen Missständen in unserem Land. Einzig die an einigen Stellen nach meinem Dafürhalten leicht klebrige bzw. überzogene Selbstbeweihräucherung ob seines durchschlagenden Erfolges in der deutschen Show- und Unterhaltungsbranche stört zwar etwas, tut der literarischen Qualität des Buches, nicht zuletzt aufgrund des treffenden Humors und Wortwitzes des Erzählers, aber keinen Abbruch. Geeignet für müßige wie auch für intensive Lesestunden.
