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Babscha

Posted on 29.2.2020

Der Mensch: "Du laberst mich an? Duu laberst miich an?!?" Wer kennt sie nicht, die unvergessliche Szene aus "Taxi Driver", dem Film, der den Start der unaufhaltsamen Karriere eines der (zumindest aus meiner Sicht) ganz Großen unter den Filmschaffenden der letzten drei Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts markierte. Als einziger Sohn eines Künstlerehepaars aus Greenwich Village in New York, ausgestattet mit großem Selbstbewusstsein und einem Riesensack voll Talent, war früh klar, dass er seinen Weg gehen würde. Und so kam es natürlich auch. Als ein Schauspieler, der sich als absoluter Perfektionist wie kein Zweiter und bis zur Selbstaufgabe in seine Rollen einarbeitete und seine Figuren absolut glaubhaft verkörperte, sei es als taumelnder Vietnamveteran, psychopathischer, verkommener Boxer oder als Mafioso. Alles konnte er glaubhaft und überzeugend verkörpern und den Zuschauer begeistern. Aber Robert De Niro war immer auch eine polarisierende, schwierige Persönlichkeit, die ihren ganz eigenen Weg ging und sich selten etwas sagen ließ. Nur enge Freunde ließ er an sich heran, war ansonsten berüchtigt für seine Wortkargheit zu persönlichen Dingen und vor allem für seine vollständige Ablehnung und Verachtung gegenüber jedem Vertreter der Pressezunft, die in späteren Jahren geradezu hasserfüllte Züge annahm. Wie ihn auch seine diversen Affären und sonstigen Eskapaden immer im Fokus des Boulevard hielten. Ein Mann, der nebenher durch clevere Immobiliendeals und mit einem untrüglichen Riecher für das gute Geschäft steinreich wurde. Schillernd eben. Das Buch: Uff. Ganz schön anstrengend, sich durch diese 650 Seiten durchzuarbeiten. Aber es lohnt. Denn dann kennt man ihn wirklich, den Robert und sein Leben. Akribisch erzählt der Autor dessen Geschichte. Er berichtet von einer nicht immer schönen Jugend in NY mit vergeistigten, leicht abgehobenen Eltern, seiner später engen, lebenslang vertrauensvollen Beziehung zu seinem Vater, seinem kometenhaften Aufstieg im Filmbusiness, seinen Freundschaften mit vielen anderen Schauspielern und Regisseuren, allen voran seinem Spezi Martin Scorcese, seinen Erfolgen, aber auch Misserfolgen und Pleiten, seinen komplizierten und immer wieder scheiternden Ehen und sonstigen Frauengeschichten, seinen diversen Kindern, seinen Launen, seiner Unberechenbarkeit. Und von seinen großen Filmerfolgen, auf die zur Jahrtausendwende dann lange Phasen zweitklassiger bis unterirdischer Fließbandproduktionen im Filmgeschäft folgten, die niemand verstand und die zuletzt arg an seinem Ruhm kratzten. Alles in allem ein ausuferndes, umfassendes, hervorragend recherchiertes Werk, das einem De Niros Leben ganz nahe bringt. Etwas richtig Gutes für echte Fans. Wenn auch nicht vom Meister selbst autorisiert. Unwichtig!

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