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Babscha

Posted on 28.2.2020

Die Autobiografie der englischen, 1989 geborenen Autorin und Dichterin, nebenher Model für bekannte Marken. Sie erzählt vom Aufwachsen in einer nordenglischen Kleinstadt bei einer völlig überforderten, allein erziehenden Mutter, die sich so gut wie gar nicht um ihre drei Kinder kümmert, sondern stattdessen nur mit ihren ständig wechselnden Liebhabern befasst ist. Von ihrem Vater, einem Schwarzafrikaner, den sie nie kennenlernt, da er noch vor ihrer Geburt in sein Heimatland zurückgeht und sich dort zu Tode trinkt. Von ihrem trostlosen Leben bei ihren Großeltern, verblendeten Siebenten-Tag-Adventisten, zu denen sie über Jahre einfach abgeschoben wird. Von ihrem jüngeren Bruder Roo, ihrem einzigen Lichtblick in dunklen Jugendtagen. Und von ihrer späteren Zeit in London, wo sie sich ein Leben mit endlosen Alkohol- und Drogenexzessen durch Escortdienste und Prostitution finanziert, ohne je wirklich feste Freunde finden zu können. Und auch mit ihrer eigenen Familie geht es immer weiter bergab. Was an dem Buch überzeugt, ist gar nicht mal so die traurige Geschichte einer miesen, verkorksten Jugend (die hat man so oder ähnlich auch schon andernorts gelesen), sondern die ganz spezielle Sprache der Autorin in einem eigenwilligen, ungeschönten Mix aus Drastik und unendlicher Wut und Verzweiflung, die ihre soziale Ausgrenzung, ihre zutiefst verletzte Seele und die Hoffnungslosigkeit, irgendwann doch noch zu verstehen und einen geerdeten Platz im Leben zu finden, plakativ und eindringlich untermauert. Hierzu passt dann auch hervorragend die ungewöhnliche drucktechnische Aufbereitung des Buchtextes. Und dennoch hat es das Werk nicht ganz geschafft, bei mir das letzte entscheidende Quäntchen Verständnis und Empathie abzurufen, dafür war es mir, warum auch immer, in letzter Konsequenz doch zu abgeklärt und zielorientiert geschrieben, tiefgehende Lyrik hin oder her. Ansonsten aber lesens- und empfehlenswert. Mir persönlich hätte auch gefallen, wenn noch etwas aus den späteren jungen Erwachsenenjahren der Autorin berichtet worden wäre, aber das ist Ansichtssache.

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