seiten.blick
„Staat X“ wirkte wie „Die Welle“, wenn man sich den Klappentext angeschaut hat, aber sobald man sich in die Welt von „Staat X“ begeben hat, merkte man schnell, wie anders die Geschichte ist. In dem Roman eskalieren die Handlungen nicht so sehr wie in „Die Welle“, auch liegt der Schwerpunkt auf eine neue Konstellation der Politik. Es ist eine Politik, die es so noch nie gegeben hat. Durch den Prolog schafft es Carolin der Geschichte einen roten Faden zu geben; einen Vorgeschmack auf das, was einen in der Geschichte erwartet. Obwohl es mit dem Prolog gut beginnt, kam ich zu Anfang etwas schwer in die Geschichte hinein, da es insgesamt vier Protagonisten gibt, die ihre Geschichte erzählen wollen. Der Perspektivenwechsel zwischen ihnen und die Nennung der vielen Namen führte bei mir teilweise zu Verwirrung. Ich musste mich am Anfang sehr konzentrieren, um der Geschichte folgen zu können. Dazu kam noch, dass zwischendurch Nebencharaktere die Geschichte aus ihrer Sicht schildern. Auch fand ich die Namen der Protagonisten nicht sehr originell. Adrian, Vincent und Lara sind gängige Namen in Deutschland. Allein Melina fand ich interessant. Dadurch, dass die Namen 0815 waren, habe ich die Charaktere immer mit meinen Freunden assoziiert, die ebenfalls so heißen. Das war etwas merkwürdig. Auch entstand dadurch keine Bindung zu den Protagonisten. Erst gegen Mitte des Buches wurde ich warm mit ihnen. Was ich dafür gut fand, war die Grundidee und der Schreibstil von Carolin. Die Geschichte ist gut durchdacht und wurde spannend erzählt. Die Kapitel sind kurz und dementsprechend nicht langatmig. Auch fand ich die dargestellte Kommunikation zwischen den Jugendlichen sehr authentisch. Den Jugendslang hatte Carolin absolut getroffen. Die Geschichte führte mir vor Augen, wie solch ein Experiment Menschen verändern kann. Je höher die Position einer Person im Staat war, desto mehr Macht besaß er. Dadurch wurde es für die Person einfacher, seine Macht zu missbrauchen und sich die Freiheit zu nehmen, Dinge zu tun, die gegen die Moral sind. „Staat X“ brachte mich definitiv zum Nachdenken. Ich hatte mir teilweise gewünscht, ich wäre selbst dabei gewesen, nur um selbst zu sehen, wie ich in gewissen Situationen gehandelt hätte. Auch nach dem Lesen stellten sich mir Fragen. „Was hätte ich an der Stelle von X, Y getan?“ „Wie hätten bestimmte Ereignisse verhindert werden können und wer hätte vorher einschreiten müssen?“