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Caillean

Posted on 28.2.2020

Ich brauchte etwas Durchhaltevermögen „Die Toten von Inverness“ erzählt einen spannenden Kriminalfall, ohne Zweifel. Auch als Verfilmung könnte ich mir dieses Buch sehr gut vorstellen. Aber um es vorwegzunehmen: ich bin der Meinung, man hätte diese Story auch gut und gerne auf 100 Seiten weniger erzählen können. Es ermittelt die Kommissarin Monica Kennedy – mit fast 1,90 m eine wahre Hünin, die ihren männlichen Kollegen schon aufgrund ihrer körperlichen Präsenz ordentlich Respekt einflößt. Monica hat eine Tochter, Lucy, die sie allerdings aufgrund ihres Jobs viel zu oft vernachlässigt und statt dessen ihre Mutter einspannt, um die Kleine zu betreuen. Hier bin ich auch schon bei einem meiner persönlichen Kritikpunkte: Dadurch, dass Monica ihre Arbeit ständig ihrer kleinen Tochter vorzieht, wurde sie für mich als Leser zu einer Figur, der ich wenig Sympathie entgegenbringen konnte. Zwar wird ihr innerer Konflikt oft thematisiert und auch, wie schwer es ihr fällt, ihrer Kleinen immer wieder sagen zu müssen, dass Oma sich um sie kümmern wird – aber letztlich entscheidet sie sich in jeder Situation gegen das Mädchen und für ihre Arbeit. Sogar im Showdown trifft sie, was dieses Thema angeht, eine für mich absolut nicht nachvollziehbare Entscheidung. Das konnte ich ihr irgendwie nicht verzeihen und Monica war für mich keine Buchheldin, mit er ich mitgefiebert habe. Dazu kam, dass aus meiner Sicht teilweise recht ausschwei-fend erzählt wird – ich brauchte etwas Durchhaltevermögen. Mein Test ist immer, mal für ca. 5-10 Seiten nur die ersten zwei, drei Sätze eines Absatzes zu lesen sowie die persönliche Rede und dann zu schauen, ob ich der Handlung noch folgen kann. Konnte ich ohne Probleme. Also: für mich zu ausschweifend erzählt mit viel „drumrum“, wo man – gerade in einem Krimi – doch eher auf den Punkt kommen sollte. Der Fall an sich war aber gut gestrickt und in sich schlüssig, auch die falschen Fährten waren gut gelegt, so dass ich mir bis zum Schluss nicht sicher war, wer denn nun tatsächlich der Mörder ist. Was mich aber etwas irritierte, war die Sache mit den schwarzen Steinen, die man jeweils im Hals der Opfer fand und den Bisswunden. Zwar wird der Zusammenhang am Schluss aufgeklärt, aber meines Wissens wird die Motivation des Täters dafür nicht so recht deutlich. Ebenso ging es mir mit den Bissspuren. Man erfährt letztlich wo sie herkommen, aber die Motivation dafür blieb mir rätselhaft. Ich hatte eher den Eindruck, hier wurde etwas konstruiert, um den Fall zu Beginn des Buches besonders spektakulär wirken zu lassen. Wenn ich nun abwäge und die solide Struktur und die interessante Entwicklung der Story gegen den etwas ausufernden Erzählstil und meine Abneigung gegen die Protagonistin stelle, komme ich im Ergebnis auf passable drei Sterne.

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