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eulenmatz

Posted on 28.2.2020

MEINUNG: Alice hat es wirklich nicht leicht und lebt in einem sprichwörtlichen Glashaus. Ihre Eltern verhalten sich ständig wie äußerst verschreckte Kaninchen. Der Vergleich klingt deutlich freundlicher als es wirklich der Fall ist. So richtig habe ich zunächst nicht verstanden, was der Grund ist, aber dann kommt der Großvater ins Spiel. Er lebt zwar nicht mit ihnen im gleichen Haus, aber sein Einfluss ist allgegenwärtig und versetzt Alice und ihre Familie in eine absolute Schockstarre, denn er tyrannisiert alle drei und schlägt seinen erwachsenen Sohn, Alices Vater, sogar noch und Alices Mutter setzt er ständig zu. Dazu kommt auch noch, dass Alice in der Schule von ihren Mitschülern gemobbt wird. Das ändert sich als Niko in die Klasse kommt. Zwischen den beiden bahnt sich dann eine Liebesgeschichte an und zu ihm flieht sie am Ende auch als sie es Zuhause nicht mehr aushält. Alice ist sich dessen natürlich nicht bewusst, aber ich habe schon relativ früh ein ungutes Gefühl bei Niko. Er antwortet auch ständig ausweichend auf Fragen und scheint auch nicht der Zuverlässigste zu sein. Er hat auch einen äußerst fragwürdigen Umgang. Mich wunderte wirklich, dass Alice das nicht mehr hinterfragt, aber ihre Verzweiflung ist grenzenlos und am Ende weiß sie gar nicht mehr, wo und zu wem sie kann, um Hilfe und Sicherheit zu bekommen. Da das Buch recht schmal ist kommen die Ereignisse hier Schlag auf Schlag. Für mich persönlich ein bisschen zu schnell. Gefühlt passiert alles innerhalb weniger Wochen. In den Wochen allerdings durchläuft Alice den ganzen Prozess von Erkennen, Fliehen, sich wehren und der Erkenntnis, dass es so nicht weiter gehen kann. Schön finde ich aber, dass sie trotzdem noch zu ihren Eltern hält, auch wenn sie von denen fortgelaufen ist. Am Ende ist Alice selbstverständlich minderjährig und es liegt in der Verantwortung der Eltern, sie zu schützen. Dem kommen sie durch die familiäre Situation mit dem Großvater nicht nach, sondern geben den Druck von ihm an sie weiter. Am Ende wird klarer, warum man von ihm so „abhängig“ ist. FAZIT: Ich glaube, dass ich für das Buch nicht die richtige Zielgruppe war. In Hinter Glas werden viele wichtige Themen (Mobbing, häusliche physische und psychische Gewalt) für Heranwachsende angeschnitten, die man gut und gerne auch im Schulunterricht behandelt könnte. Es ist auch die Geschichte einer Emanzipation, nicht nur der von Alice. Mir war das nicht genug „Futter“, sprich in der Kürze des Buches kamen mir einige Entwicklungen einfach zu kurz. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

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