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wortberauscht

Posted on 28.2.2020

Rezension verfasst von © Janna (KeJasWortrausch.de) Hennie, eine Protagonistin die fortlief ins Leben, um sich dann in ihrem Elternhaus zu verstecken. Sie war auf der Suche & fand es an dem Ort, vor dem sie weglief. Und sie begegnet dem Tod, welcher lauert. Ihre Großmutter ist schwer krank, nicht mehr in der Lage sich zu bewegen oder mit Worten zu kommunizieren. Und dann sind da diese Briefe. Briefe ihrer Großmutter an einen Mann, welcher nicht ihr Ehemann war und Hennie begibt sich auf die Suche nach Antworten. Bei dieser Suche begegnet Hennie sich selbst. Sie ist wieder zu Hause, wieder in dem Konstrukt, welchem sie ausbrechen wollte. Sie fühlt sich fehl am Platz und lässt durch ihre Gedanken viele Empfindungen und eigene Gedanken bei mir entstehen. Die Beziehung zwischen Hennie und ihren Eltern wird skizziert. Doch sie fühlt sich als Störfaktor, spürt eine unsichtbare Kette zwischen sich und ihnen. Eine Kette der Liebe, schwer und beängstigend. Ein metaphorisches Sinnbild, welches die Nähe aufzeigt, ebenso wie die Stolpergefahr. "Das ist die Wirklichkeit immer. Nüchtern." (Seite 5) Aber ist sie das wirklich? Nüchtern? Menschen schmücken aus, um eine Erzählung intensiver wirken zu lassen, so auch stellt sich Hennie einen romantischeren Fund der Briefe vor. Doch es war nicht romantisch, sie waren einfach da. Und doch lösen sie so viel in Hennie aus. Mit jedem Brief taucht Hennie tiefer in die Emotionen ein, die ihr in diesen wenigen Zeilen begegnen. Die Autorin wirft Fragen auf, innerhalb der Geschichte, bezogen auf das Leben selbst. Ein fast poetischer Schreibstil, in den ich vollkommen abtauchte. "Wie können Worte mit etwas gefüllt sein, wie ist das möglich? Wie können es Buchstaben, Zeilen? Oder ist nur derjenige in der Lage, die Worte zu deuten, der auf der Suche ist?" (Seite 79) Fragen die wundervoll bedeutsam sind, tief. Und eine Autorin die es schaffte genau dies bei mir während des Lesens hervorzurufen, ihrer Geschichte Leben einzuhauchen. Mit zarten Worten eine intensive Wirkung erzielen, dies ist Julia von Rein-Hrubesch gelungen. In kleinen Szenen fand ich mich wieder, erinnerte mich an eigene Sehnsüchte und Erlebnisse. Der Schmerz des Menschseins, das Klagelied der letzten Tage, ein Manie-Kater und der Fährmann. Beschreibungen die ein Gefühl auslösen. Hennies Geschichte, die Geschichte der Leben auf dem Pappelhof – sie lässt schmunzeln, sie schmerzt, sie beschreibt das Leben. Besonders das Gespräch zwischen Hennie und Chris wird mir in Erinnerung bleiben! Kann man nur leben mit einem Gegenstück zu sich? Ich erlebe, beobachte, empfinde – aber hat all dies einen Wert, wenn niemand an meiner Seite ist, mit dem ich dies teilen kann? Und doch geht es in diesem Buch nicht um eine Liebesbeziehung, sondern um die Leidenschaft. Den Lebensschmerz. Es geht um die Sehnsucht nach Erlebnissen und Gefühlen, nach Antworten. Doch wenn wir uns auf die Reise gemacht haben, gibt es manchmal kein zurück und wir erhalten eine Antwort, die wir vielleicht nicht wollten. Oder uns die Augen öffnet. Und dann ist am Ende die Erkenntnis, Hennies Erkenntnis, und meine Gänsehaut!

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