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SternchenBlau

Posted on 27.2.2020

Ein freier Tag ohne Internet Für die „Känguru-Chroniken“ ist mein Sohn noch zu klein, aber jetzt hat er mit der „Oma“ im Kinderbuch seinen eigenen Marc-Uwe Kling! Die Klassenlehrerin meines Sohnes hatte das erste Drittel des Buches mal in der Schule vorgelesen, und mein Sohn kam an diesem Tag mit einem neuen Buchwunsch nach Hause: „Da ist das Internet kaputt und die haben dann ganz viel Zeit für schöne Sachen“, sagte er. Da wir große Fans von Marc-Uwe Klings „Känguru“ sind, mussten wir ihm den Wunsch bald darauf erfüllen. Auf den ersten Blick könnte die Geschichte vermeintlich schlicht wirken. Die Oma macht mit einem „Klick, klick“ das Internet kaputt, was zunächst kein Familienmitglied glauben kann. Ich fühlte mich schon an der Stelle ertappt, weil ich bei technischen Sachen auch manchmal denke, ich wüsste es besser – und dann hatte doch meine Mutter recht. Danach hat die Familie (und einige ungeplante Gäste) nichts zu tun und verbringen einen Netz-freien Tag zuhause. Doch Marc-Uwe Kling verweist auf die großen Themen: Achtsamkeit, Abhängigkeit von Technik, Kapitalismus-Kritik, den Dialog zwischen den Generationen, Popkultur und so weiter und so fort. Bis hin zu der Frage, was wir als Menschen eigentlich mit unserer Freiheit anfangen – oder eben nicht anfangen. Und all das in einem schmalen Bändchen mit so viel Sprachwitz, dass wir uns vor Lachen gekugelt haben. Natürlich fallen Kindern noch nicht alle Anspielungen auf, aber das macht für mich einen speziellen Reiz bei einem Kinderbuch aus. Besonders gefallen haben uns die Wort- und Satzwiederholungen, so dass sich das Buch wundervoll zum Vorlesen eignet. Wir haben auf jedes „Das ganze Internet. Auf der ganzen Welt!“ gewartet und mussten erneut lachen. Als besonderes Highlight hat das Buch jetzt meine Mutter uns vorgelesen. Eine ihre Sorgen am Computer und iPad ist weiterhin, dass sie etwas kaputt machen könnte. Dann haben drei Generationen gekichert. Natürlich ist diese Geschichte NICHT realistisch. Das Internet wurde ja genau deswegen dezentral konstruiert, dass es eben nicht durch einen Fehler an einer Stelle kaputt gehen kann. Aber auf Realismus kann ich gut verzichten, habe ich meinem Lebensgefährten entgegnet, wenn so eine tolle Geschichte dabei heraus kommt. Echte Kängurus können ja schließlich auch nicht sprechen und über Kapitalismus und Kommunismus philosophieren, wie das von Marc-Uwe Kling. Das Buch lässt sich leicht auch für Erstleser*innen selbst lesen, zum Vorlesen wegen der komplexeren Bezüge circa ab 6. Wir können „Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat“ wirklich „ganz" empfehlen, „auf der ganzen Welt“.

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