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stephanienicol

Posted on 27.2.2020

Nach den vergangenen Ereignissen versucht Helen sich von ihrem Geliebten, Lucas, fernzuhalten. Doch so schwer ihr dies fällt, so unmöglich scheint auch ihre Aufgabe in der Unterwelt zu sein. Um eine Lösung für ihre Probleme zu finden, wandert sie jede Nacht in die Abgründe der Hölle - und wacht auf, voller Schmerzen und Verletzungen, jedoch ohne ihr Ziel erreicht zu haben. Als sie sich ein weiteres Mal hinab in die Unterwelt begibt, ändert sich ihre Situation jedoch schlagartig - Denn plötzlich ist sie nicht mehr allein da unten. Orion, ebenfalls ein Scion, ein Halbgott, hat eine Möglichkeit gefunden, um in die Unterwelt hinabzusteigen. Doch was macht er da? Warum hilft er ihr und wieso fühlt sich Helen in seiner Nähe nur allzu wohl? Bald schon überschlagen sich die Ereignisse und Helen muss ihr Ziel erreichen, um eine Katastrophe zu verhindern. Mit dem zweiten Band der Starcrossed Trilogie Göttlich verloren, schafft Josephine Angelini eine gelungene Fortsetzung der Geschichte, welche sich nunmehr nicht primär um die Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten Helen und Lucas dreht, sondern die Ereignisse der Haupthandlung in den Vordergrund rückt. Zunächst kann man deutlich sagen, dass bei diesem Roman, wie auch schon beim ersten Teil der Trilogie Göttlich verdammt eine unglaublich begeisterungsfähige Story den Leser dazu bringt, das Buch kaum aus der Hand zu legen. Zwar geht es erstmal ziemlich ruhig zugange, jedoch ändert sich dies, sobald neue Charaktere auftreten, weitere Fäden innerhalb der Handlung gezogen und interessante Details zu Tage gefördert werden. Mit der Einbindung eines weiteren Halbgotts, Orion, kommen nicht nur erfrischende Winde ins Spiel, sondern lässt sich auch die Handlung auf unterschiedlichste Weise auslegen. Denn er ist nicht nur Helfer und Freund Helens' - sondern durchaus auch Konkurrent Lucas', welcher sich nahezu verzweifelt darum bemüht, seine Liebe zu Helen zu unterdrücken. Würde er ihr nachgeben, könnte dies einen erneuten Götterkrieg auslösen, wie auch schon der Trojanische Krieg vorangegangen ist. Doch um Helen von sich wegzustoßen, muss er ihr auch weismachen, dass er sie nicht mehr liebt - mehr noch, dass er sie hasst. Durch diese unterschiedlichen Emotionen wird vor allem das Beziehungsgeflecht zwischen den Charakteren zu einem interessanten Spiel. Während Helen tatsächlich glaubt, nicht mehr von Lucas geliebt zu werden, bricht es ihm das Herz, sich den Regeln der Halbgötter zu beugen und seine Liebe ziehen zu lassen. Noch schlimmer flackert auch das Gefühl der Eifersucht auf, als Lucas sich nicht in der Position sieht, Helen in der Unterwelt beschützen zu können und diese Rolle auch noch von dem gut aussehendem und charmanten Orion eingenommen wird. Und auch Helen ist darüber hinaus in einem Gefühlskarussel gefangen. Ihre Liebe zu Lucas scheint unmöglich, doch kann sie es wagen, sich in jemand anderen zu verlieben? Diese inneren Konflikte zeigen deutlich, dass sich die Protagonistin weiterentwickelt hat und heranreift. Helen stellt nicht mehr das unbedarfte Mädchen dar, welches mit ihren neuen Kräften als Halbgöttin überfordert ist, sondern sieht den Tatsachen ins Auge und ist bereit, sich für ein höheres Ziel zu opfern. Dieses heroische Verhalten macht sie sehr sympathisch und ihre Zwickslage sorgt beim Leser für Verständnis und Mitgefühl. Neben den Charakteren muss man sagen, dass die Handlung sich tatsächlich erst zum Schluss hin auf ein fulminantes Spektakel vorbereitet. Während und vor allem mit fortschreitender Seitenzahl befindet sich der Fokus der Geschichte auf den Ereignissen in der Unterwelt und stellt dadurch primär Helen und Orion in den Vordergrund. Interessant sind allerdings auch einige Szenen, welche Daphne, Helens' Mutter, in heiklen Situationen beschreiben und somit die Storyline im Hintergrund vorantreiben. Und obwohl nicht allzu viel Action herrscht, ist man dennoch gespannt an der Story dran und folgt mit aufmerksamen Augen den Geschehnissen. Und eben diese Aufmerksamkeit wird zum Ende hin belohnt: Rasante Spannung, sich überschlagende Ereignisse, überraschende Wendungen, welche durchaus nicht, wie zuvor erwartet, eine positive Richtung einnehmen, sondern die schlimmstmöglichen Alternativen zu Tage fördern. Und mit einem spannungsgeladenen Ende kann sich der Leser durchaus auf den dritten und letzten Band der Trilogie freuen, der noch Luft nach oben lässt und hoffentlich das Potenzial dieses Bandes aufgreifen wird - und vielleicht sogar überbieten kann. Dieser Roman ist, welcher durch Begeisterungsfähigkeit maßgeblich punkten kann und den ersten Band der Trilogie in den Schatten stellt. Glaubwürdige und reifere Charaktere, in sich verstrickte Beziehungsstrukturen und in sich stimmige Details treiben die Geschichte voran. Neue Charaktere bringen Pep in die Geschehnisse und die Identifikation der Protagonistin durch den Leser ist mehr den je gegeben. Auch schafft die Autorin es, die negativen Aspekte des ersten Bandes völlig auszumerzen und somit eine spannungsgeladene und auch emotionale Story zu bringen, welche nicht nur Fans der Autorin, sondern auch Lesern des Genre Jugendbuch und Fantasy wirklich zu empfehlen ist.

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