seiten.blick
Meinung Uns gehört die Nacht ist mein erstes Buch vom Diogenes Verlag. Mir war bewusst, dass das Buch besonders ist, da Diogenes doch eher ein Genre vertritt, welches ich als Fantasyleser nicht oft zu lesen wage. Aber bei dem Klappentext und der Leseprobe konnte ich nicht anders und es sollte sich zudem nach dem Lesen herausstellen, dass es definitiv nicht mein letztes Buch in dem Genre oder vom Diogenes sein wird. Elise Parez ist ein Mädchen der untersten Schicht in den 90ern. Sie hat ihre Familie verlassen, weil sie es dort nicht mehr aushielt und zog nach New Haven, wo sie eine Unterkunft erhält und neue Freundschaften knüpft. Als sie ihren Nachbarn Jamey kennenlernt, der das absolute Gegenteil von ihr ist, ist es um sie geschehen. Danach war sie so fester Überzeugung, dass sie zusammengehören und gab alles, um ihn dazu zu bringen sie ebenso mit den Augen der Liebe zu sehen. Was als kleine Affäire beginnt, artet in eine wilde obsessive und ja sogar lebensverändernde Beziehung aus. Uns gehört die Nacht ist keines der normalen, seichten Liebesgeschichten in New Adult Romanen, es ist eine provokante und intensive Liebesgeschichte zweier Teenager, die nicht wissen in welche Welt sie gehören oder welchen Platz sie in der Welt einnehmen sollen. Zusammen erforschen sie den Sinn des Lebens und denken über den Tellerrand hinaus. Der eins so versnobte Nachbarsjunge lernt durch die niederständige halb Puerto-Ricanerin was es heißt seine eigenen Entscheidungen zu fällen und aus dem Gefängnis der Erwartungen anderer auszubrechen und seinen Wünschen und Träumen zu folgen. Gleich am Anfang des Buches spürt man die Intensität dieser Liebesgeschichte, denn es wird ein Ausschnitt vom Ende der Geschichte erzählt, mit der man nicht gerechnet hätte. Elise hält ein Gewehr auf Jamey gerichtet, entsichert. Jamey, der vor ihr sitzt und sie fragt, ob sie ihn denn nicht liebt. Aber wie konnte es so weit kommen, dass die Liebe zweier Teenager sie soweit bringt, dass das Mädchen die Waffe gegen ihren Freund richtet? So begann eine aufregende und spannende Geschichte, mit der immer wiederkehrenden Frage: Wie konnte es nur so weit kommen? Die Protagonisten sind speziell. Ich würde sagen mir etwas zu speziell. Das Mädchen, das sich nach Aufmerksamkeit des Jungen sehnt und alles dafür tut, war mir zu Anfang so gar nicht sympathisch. Doch je näher man ihr Inneres kennenlernte und verstand durch welche Umstände ihr Charakter so geformt wurde, war sie mir immer sympathischer. Sie war durch und durch authentisch, wenn man ihr Milieu bedenkt. Mit Jamey kam ich wiederum ebenfalls zu Anfang nicht ganz so zurecht. Er war ein typischer reicher Junge, der herablassend war. Innerlich, nicht äußerlich. Seine Gedanken über Elise fand ich teilweise wirklich abstoßend und daneben. Ob ein reicher Junge wirklich immer so denkt? Das bezweifle ich doch sehr. Aber auch er entwickelte sich nach der Zeit weiter und wurde anständiger, zeigte was er wirklich vom Leben hält und wie er es gerne leben möchte. Beide Protagonisten erschufen ihre eigenen Idealen und versuchten sie zu verwirklichen. Gemeinsam versuchten sie die Wege mit Hindernissen zu passieren. Am meisten legten dabei die Eltern von Jamey ihnen Steine in den Weg. Der Schreibstil war für mich sehr neu. Die Geschichte las sich holprig, aber nach der Eingewöhnung ging es. Der Sprachgebrauch hat mich zu Anfang sehr verwundert. Verwendet wurde eine sehr vulgäre Sprache mit nicht wenigen Fäkalausdrücke in Verbindung mit der Jugendsprache. Für mich ein etwas unangenehmer Lesegenuss, aber da der Slang sehr in das Milieu und die Persönlichkeit von Elise passte, habe ich mich damit abgefunden. Was mir sehr gefallen hat, war ihr beider Aufstand gegen die Normen der Gesellschaft und die Enthüllung der Frage am Anfang, mit deren Antwort man so nicht gerechnet hätte. Es kam alles anders als gedacht, die Wendung war großartig gewählt und die Moral oder die Lehre der Geschichte sehr schön verpackt. Fazit Uns gehört die Nacht ist kein Roman für zwischendurch. Es handelt sich um eine sehr intensive Liebesgeschichte zweier Menschen, die einem eine spezielle Gefühlsregung hervorruft. Es ist sicherlich durch den ungewöhnlichen Sprachslang nicht jedermanns Roman, aber wenn man sich darauf einlässt, entführt es einen in eine obsessive und teilweise sehr verkorkste Liebesgeschichte, mit einer tollen Botschaft.