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bines_brimborium

Posted on 26.2.2020

Ich komme mir komisch dabei vor, diesem Buch die volle Sterneanzahl zu geben, doch ich kann nicht anders. Ich fand es einfach nur außergewöhnlich. Dass der Autor es bewerkstelligt hat, ein so authentisches Buch zu schreiben, ist eigentlich bedenklich… Der Schreibstil war einfach nur auf den Punkt. Unglaublich, wie man in dem Kopf von Fritz Honka sitzt und sein Leben und seinen Geist schonungslos erlebt. Man findet sich in einer Welt wieder, die (hoffentlich) so unfassbar weit von der eigenen entfernt ist… Und dann doch wieder nicht, wenn man bedenkt, dass sich das alles in Mitten einer deutschen Metropole abspielt. Ich mag es sehr, dass der Autor Fritz Honka an sich und weniger seine Taten charakterisiert hat. Er erzählt eigentlich das davor. Und so wenig Handlung, wie ich in einigen Rezensionen gelesen habe, hat das Buch eigentlich nicht. Zuweilen habe ich mich gefragt, ob das alles wirklich so drastisch gewesen ist, wie Strunk es beschreibt. Die Entstellungen der Menschen, der Suff, das Benehmen, der Dreck… Nachdem ich eine Doku über Fritz Honka gesehen habe, kommt mir das Buch an einigen Stellen doch etwas überspitzt vor – oder positiv ausgedrückt überillustriert. Wobei man letzteres durch Stilistik durchaus rechtfertigen kann. Worüber weniger geredet wird: Fritz Honka ist hier nicht der einzige Protagonist. Schließlich heißt das Buch „Der goldene Handschuh“. Und so dreht es sich um die verschiedensten Menschengruppen, die sich früher oder später in die Mileukneipe verirren. Auch dadurch kam nie das Gefühl auf, dass man sich in irgendeiner Weise über dessen Klientel erhebt. Man saß vielmehr unter ihnen. Ob man wollte oder nicht. Alles in allem ein außergewöhnliches, ein krasses und mutiges Buch. Doch vor allem ein trauriges. Denn wer längere Zeit im Goldenen Handschuh verbringt, dem scheint nicht mehr zu helfen zu sein. Außerdem fiel es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Es war einfach nur faszinierend.

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