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papierfliegerin

Posted on 26.2.2020

Bereits der Klappentext macht Lust auf mehr. Meine Erwartungen waren allerdings eher durchwachsen, schließlich wusste ich nicht recht, was auf mich zukommt. Gedanken und Gedichte über Emotionen können niemals alle erreichen; dafür sind das Verständnis, die Auffassung und die Gefühle eines jeden einzelnen zu unterschiedlich. Die Chance, dass man enttäuscht wird, ist also nicht gering. Und mit dieser Einstellung ging ich an „Bunte graue Welt“ heran. Schon sehr früh wird klar, dass es nicht nur Gedichte und Gedankenansammlungen sind, die die Seiten füllen, sondern auch fiktive, fast phantastische Geschichten, die aber mindestens genau so viel Tiefgang besitzen. Ohne erkennbares Schema aufgebaut switchen wir als Leser in unregelmäßigen Abständen zwischen den beiden Autoren und sind auch thematisch betrachtet immer auf dem Sprung. Während sich Navika eher auf Liebe, Trennung und den Schmerz konzentriert, gibt es bei Robyn die unterschiedlichsten Möglichkeiten, seine Parts zu verstehen. Der Interpretationsspielraum war beeindruckend groß und man konnte seine Worte auf so vielerlei Situationen projezieren. Dafür erst einmal ein großes Lob. Ob da aber dann politische Ansichten wirklich etwas zu suchen haben, und das gleich auf den ersten Seiten, bleibt fragwürdig. Für mich war es eher störend – ganz gleich ob wir nun eine Meinung teilen oder nicht – und wenig motivierend weiterzulesen. Letztlich beschränkt sich die Thematik aber auf eine einzelne, kurze Geschichte, wodurch man dann doch darüber hinweg sehen kann. Stilistisch betrachtet schenken sich die Autoren nichts, obwohl Navika Deol’s Wortwahl manchmal harmonischer wirkt, erzeugt Robyn Skye ein deutlicheres Bild – greifbarer und intensiver. Insgesamt gab es aber auch mehrere Gedichte, die mich persönlich nicht erreichten. Zu klischeehaft und banal; teilweise zu bekannt und abgedroschen. Manche Gedichte waren verworren, ergaben in meinen Augen keinen Sinn oder erzeugten den Eindruck, das alles schon mal irgendwo gehört oder gelesen zu haben. Dafür hab ich aber auch mehrere Seiten markiert; Stellen notiert, die mir enorm zusagten und mich dabei auch zum Nachdenken anregten. So wie die beiden streckenweise ein wenig im Nebel rumschreiben, so finden sie mindestens genau so oft haargenau die richtigen Worte, um den Leser – oder besser gesagt: mich – zu berühren. Alles in allem sind Gedankensammlungen nichts, was lange nachklingt. Sie sind kurzweilig, unterhaltsam, teilweise sogar sehr emotional, tiefgründig und bewegend. Doch so sehr man es sich vielleicht wünscht: man nimmt nichts davon mit. Zumindest erging es mir so. Um noch einmal kurz zusammen zu fassen: es tat gut, man in das Genre zu schnuppern und die Gedankengänge und poetischen Gedichte der beiden Autoren lesen zu dürfen. Es ist war neues; was anderes und kann größtenteils gut unterhalten. Ich kann mir also durchaus vorstellen, dass solche Werke noch öfters den Weg in mein Regal finden, obwohl sie mir dann doch wahrscheinlich zu kurzweilig sind. FAZIT: „Bunte graue Welt“ ist eine schöne Ansammlung an Gedanken, Gedichten und Geschichten. Wie es bei solchen Texten oft so ist, trifft man auch mal auf Passagen, die einem nichts geben; andere wiederum überzeugen durch Gefühle, Tiefgang und einer aussagekräftigen Message. Für mich ein kurzweiliger Spaß, der nicht ganz ohne Kritik auskommt. Stilistisch zwar gut geschrieben, aber definitiv noch ausbaufähig – inhaltlich sehr unterschiedlich; wobei der politische Zug nicht unbedingt hätte sein müssen. Trotzdem kann ich euch dieses dünne Büchlein durchaus empfehlen, vor allen Dingen denjenigen unter euch, die selbst vielleicht gern solche Texte schreiben oder einfach mal einen Ausflug in ein ganz neues Genre machen möchten.

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