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stephanienicol

Posted on 26.2.2020

Die 16-Jährige Helen wusste immer schon um ihre Andersartigkeit. Mit ihrer besten Freundin Claire verbringt sie ihre Sommerferien, die jedoch vor Langeweile nur so strotzen. Doch als bald darauf die Großfamilie Delos auf die Insel Nantucket zieht, auf der Helen mit ihrem Vater lebt, passieren merkwürdige Dinge. Nicht nur, dass drei Frauen sie in ihren Träumen heimsuchen und nach Rache dürsten - Helen wacht daraufhin mit blutigen und verdreckten Füßen in ihrem Bett auf und erinnert sich nicht daran, was geschehen ist . Als sie Lucas Delos in der Schule begegnet, bäumt sich ein unbeschreibliches Gefühl des Hasses in ihr auf, der sie dazu drängt, sich auf ihren Mitschüler zu stürzen. Was Helen jedoch nicht weiß: Sie und Lucas sind, ebenso wie der Rest seiner Familie, Halbgötter mit unglaublichen Fähigkeiten! Doch es kommt noch schlimmer: Lucas' und Helens' Schicksal sind fest miteinander verbunden, denn sie sind dazu auserwählt, einen Jahrtausende alten Krieg erneut zu fechten - und das nur, weil sie sich wider jeder Vernunft ineinander verlieben. Josephine Angelini's "Göttlich verdammt", der erste Band ihrer Starcrossed Trilogie, bietet dem Leser einen interessanten und spannenden Einblick in die Welt der Mythologie und Halbgötter. Während sich die Ereignisse der Haupthandlung auf der Insel Nantucket zuspitzen, lernt man zunächst die Figuren kennen. Helen als Protagonistin erscheint mental sehr labil, was vor allem durch bestehende Hänseleien in der Schule zurückzuführen ist. Auch wenn ihre physische Stärke deutlich höher ausfällt, als dies bei normalen Menschen der Fall ist, setzt sie sich nie zur Wehr. Helen neigt oft dazu, vor Probleme wegzulaufen und Dinge auf sich beruhen zu lassen, sodass sie von vornerein nicht als starker Frauencharakter, sondern eher als ein junges und naives Mädchen wahrgenommen wird. Dies ruft beim Leser oftmals genervte Gedanken hervor, da sich die Protagonistin vor allem zickig und weinerlich verhält, was eine Identifizierung mit ihr deutlich erschwert. Die Tatsache, dass sie eine Halbgöttin sein soll, schluckt sie ohne großen Unglauben, sieht hierin viel mehr eine Bestätigung ihrer Vermutung, dass sie etwas Besonderes ist. Bescheidener präsentiert sich hingegen Lucas, Helens ganzes Gegenstück: stark, einen kühlen Kopf bewahrend und stets klug entscheidend. Obgleich zu Beginn des Romans spürbarer Hass zwischen Helen und Lucas dominiert, reißt der Held dieser Geschichte sich zusammen und geht Problemlösungen weit logischer an. Anstatt sich zu bekämpfen und in gegenseitiger Rivalität zu ertränken, müht er sich darin, Helen begreiflich zu machen wer und was sie ist. Auf dieser Basis lernen sie einander kennen und entwickeln sich auch im Verlauf der Geschichte in eine gemeinsame Richtung. Neben den Hauptcharakteren kommen auch einige Nebenfiguren inhaltlich zum Zuge: Lucas Familie, sowie Helen's Vater und ihre beste Freundin Claire. Diese Personen zeichnen sich deutlich durch unterschiedliche Facetten und Charakterzüge aus, sodass viele ambivalente Gemüter herausgearbeitet werden. Was sich hier jedoch erkennen lässt sind deutliche Parallelen zu Stephanie Meyer's "Bis(s)"-Romanen. Sowohl Familienstruktur, der Handlungsverlauf, als auch Protagonisten ähneln rein schematisch in vielerlei Hinsichten den Vampirromanen der erfolgreichen Autorin. Lediglich die Thematik ist eine andere. Diese Parallelen müssen jedoch nicht zwanghaft negativ betrachtet werden. Der angenehm leichte, neutrale Sprachstil der Autorin wickelt den Leser von Beginn an um den Finger und sorgt sogleich für Lesebegeisterung und spannungsgeladene Atmosphäre. Unnötig zu erwähnen, dass das Cover eine absolute Augenweide ist. Enttäuschender ist hingegen die mangelhafte Umsetzung im Bezug auf so manche Darstellungsweisen der mythologischen Aspekte. Die Halbgötter und deren Vergangenheit im Zusammenhang mit dem Trojanischen Krieg und dem untergegangenen Atlantis wurde als Idee schon oftmals aufgegriffen, so auch hier. Was als interessante Verschachtelung der Geschichte innerhalb der Ereignisse beginnt, befriedigt jedoch letztendlich nicht die Vorstellungskraft des Lesers. Dafür wurden einige Handlungsstränge zu flach aufgegriffen, mit zu wenig Details geschmückt oder zu schnell wieder verloren. Es mangelt an Hintergrundinformationen, um die Authenzität der mythologischen Aspekte zu untermauern. Die anfängliche Spannung verfliegt; wird mit fortschreitender Seitenzahl von langatmigeren Stellen verdrängt und selbst die "verbotene Liebe" rutscht zu sehr ins Klischee. Diese emotionalen Höhepunkte allerdings gestalten maßgeblich die Spannungskurve und wirken als Konfliktpunkt. Überraschende Wendungen sorgen für zusätzlichen Nervenkitzel und Neugierde beim Lesen. Der Höhepunkt der Ereignisse zeigt nicht zuletzt die Skrupellosigkeit der Götter, sowie das dramatische Schicksal der beiden jungen Liebenden, welche vor eine schwere Entscheidung gestellt werden - wählen sie die Liebe, so wählen sie die Zerstörung ihrer ganzen Existenz. Dem Leser bleibt letztendlich zu hoffen, dass im zweiten Band das bisher nicht gänzlich genutzte Potenzial würdig aufgegriffen wird!

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