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⚠️Spoilerwarnung⚠️ Das Buch hat mir richtig gut gefallen, es war einfach mal was anderes. Der Schreibstil war echt und klar und schön, und alles wurde genauso beschrieben: so wie es ist. Die beiden Protagonisten sind sich überraschend ähnlich, auf eine eigenartige Weise. Die Sichtwechsel haben mir unüblicherweise gefallen, da man wirklich einen Unterschied in der Sichtweise der beiden ausmachen konnte. Auch die Rückblicke waren interessant, es waren alltägliche, aber besondere, ausschlaggebende Momente, die einem Stück für Stück die Vergangenheit der beiden Protagonisten offenbarten. Auch wie die beiden miteinander umgehen, aufeinander wirken, zusammen eine funktionierende effektive Dynamik entwickeln. Ich finde, dass das ganz besonders vermittelt wurde, ganz leise wurde diese Freundschaft erzählt. Die Alltagsarbeit auf dem Hof wurde so gut beschrieben, man fühlte sich direkt dabei und konnte ihnen dabei zusehen. Ich fand es toll, wie mit den Sinnen gespielt wurde. So viele gute Metaphern! Man konnte im Verlauf der Geschichte einen Wandel in der Beziehung der beiden erkennen: anfangs war es Liss, die Sally half, sie gab ihr Halt, Stärke und stützte sie in ihrem aufgewühlten Inneren, und sie gewährte ihr einen Einblick in eine neue Welt, die sie angekommen fühlen ließ und sie zur Ruhe verhalf. Dann, kurz nach der Hälfte, wird Sally zum Retter von Liss. Sie rettet ihr Leben, ganz klar, doch nicht nur das. Es geht um die Zeit danach, wo sie Liss half, weiterzuleben mit ihrer Last, wieder auf die Beine zu kommen, was zu fühlen. Sie ist es, die sie weiterleben lässt, und Liss tut es für sie. Das alles zeigt die Stärke dieser Freundschaft, eine Freundschaft zwischen zwei allein kaputten Frauen, die zusammen ein ganzes Stück weniger kaputt sind. Ihre Wunden sind zu tief, um je ganz zu verheilen, doch sie verbinden ihre Wunden gegenseitig, sodass der Schmerz weniger wird, in den Hintergrund rückt und dumpf widerhallt. Sie sind wie zwei Puzzelstücke, zwei Dinge, die genau zueinander passen, einander ergänzen und nur zusammen gut funktionieren. Etwas ganz Besonderes. Was mich ein wenig die Stirn runzeln ließ, einfach weil mir das komisch vorkam, waren die emotionalen Situationen, wenn die beiden ihre Stirne gegeneinander drückten. Es kam mir unrealistisch vor, es hat nicht so ganz zum Rest gepasst. Auch an einige emotionale Aussagen und Wutanfälle musste ich mich erst gewöhnen und Verständnis dafür entwickeln, warum sie das gerade taten und so reagierten. Das Ende war für mich in Ordnung, offen und ehrlich, hat sehr gut gepasst und die Geschichte gut abgerundet. Das Buch passt meiner Meinung nach perfekt zum Cover und zum Titel. Das Cover ist genau wie der Inhalt: klar, ländlich, genau, detailliert, einfach aber aussagekräftig und mit so viel Bedeutung, richtig real, ein Stillleben wie zum Anfassen. Der Titel ist ganz genauso, es wird ein Leitmotiv aufgegriffen, das ein Synonym für das Dorfleben ist, sehr spannend gewählt. Insgesamt möchte ich das Buch auf jeden Fall mal rereaden, um wieder in diese einzigartige Atmosphäre einzutauchen und diese wunderbare Geschichte wieder zu erleben, mit allen Sinnen. 8/10 Sternen