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wandanoir

Posted on 25.2.2020

LETZTLICH ZAHNLOS Markus Orth ist ein toller Autor. Kann ganz viel. Aber dieses kleine Büchlein - ist einfach zu klein, um ein großes zu sein. Beginnt man mit dem Roman „Picknick im Dunkeln“ von Markus Orth, ist man erst einmal pikiert. In einem dunklen Tunnel zu stecken, so, wie der Autor seine beiden Protagonisten platziert, ist bedrückend und man bekommt eine Art gelesene Klaustrophobie. Dieses Setting von Markus Orth, die völlige Dunkelheit, ist erste Sahne. Stanley Laurel und Thomas von Aquin, die einiges gemeinsam haben, wie der Leser nach und nach in splitterhaften Auszügen aus deren Leben erfährt, treffen sich im Afterlife und alles ist dunkel. Afterlife? Wirklich? Wo sind sie? Während Stan sein ganzes Leben durch den Kopf schießt, denkt Thomas, der große Denker seiner Zeit, nach. Durch Logik muss sich alles erschließen. Sie sind nicht direkt Zeitgenossen! Wie können sie sich treffen? Das große Plus des Romans ist, dass man die Hintergründe der beiden großen Männer der Geschichte, jeder auf eine andere Art und Weise „groß“, spielerisch, in Auszügen zwar, aber doch im Wesentlichen klar, beigebogen bekommt. Der Autor verrät sogar indirekt, wie er zu seinem Thema gekommen ist. Die Unterhaltungen der beiden Männer sind teilweise ein intellektueller Spaß. Diese Intellektualität, die mehr verspricht als sie letztlich halten kann, läßt den Kompass des geneigten Lesers dann doch zum Gegenpol schnellen, zum negativen Pol. Was teilweise wie ein philosophischer Roman daherkommt und genau deshalb fasziniert, verliert nämlich alsbald seinen Zug und mündet in harmloses Geplänkel. Der Autor wagt es eben doch nicht, entweder Thomas oder Stanley zu folgen, der eine ein überzeugter Christ, für den völlig klar ist, sie befinden sich auf dem Weg zum Jüngsten Gericht und der andere nicht einmal Agnostiker, der sich mit „magischen Spielereien“ und Albernheiten ablenken muss. Letztlich fehlt dem kleinen Büchlein der Biss. Weil es seine Zuflucht dann doch zum Banalen und zum Klischee nimmt, wenn es zum Offenbarungseid kommen müsste. Ja, so ist es eben immer, wenn man sich alle Optionen freihalten möchte! Die paar Informationen über die beiden Männer jedoch, die sicher kurzweilig sind, aber zusammengefasst nur wenige Zeilen ausmachen, kann man sich auch bequem anderweitig anlesen. Einige Male gibt es leider auch Phrasen zu verzeichnen, obschon die Sprache ansonsten fein ist. Fazit: Super Idee. Feines Setting. But that was it. Zu kurz gesprungen für meinen Geschmack. Kategorie: Anspruchsvolle Literatur: 2 Punkte / Gute Unterhaltung: 4 Punkte Verlag: Hanser, 2020

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