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buch_loewin

Posted on 24.2.2020

Es gibt kein Entkommen ist der erste Sekten-Thriller, den ich je gelesen habe und ich war wirklich gespannt, ob es der Autorin gelingt, die Atmosphäre einer Sekte greifbar darzustellen. Ich muss dazu sagen, dass ich zum Glück keine eigenen Sekten-Erfahrungen habe und es die auch in meinem Umfeld nicht gibt, aber ich glaube jede/r von uns hat eine Vorstellung davon, wie es sich in einer Sekte ungefähr abspielt. Und genau so ist es auch in Mariette Lindsteins Debütroman: wir haben den charismatischen Anführer Franz Oswald, der nicht viel von sich preisgibt; die Gemeinschaft ViaTerra ist abgeschottet von der Gesellschaft in einem alten Landsitz auf einer kleinen Insel untergebracht und anfangs scheint alles Friede-Freude-Eierkuchen. Doch der Schein trügt und Sofia merkt nach und nach, wie sehr Franz Oswald sich verändert. Sie beginnt ihn, seine Lehren und seine Methoden zu hinterfragen und kann sich doch nicht gegen die Anziehungskraft, die von ihm ausgeht, wehren. Mariette Lindstein gelingt es, diese verschiedenen Phasen im Verhalten des Anführers, seinem Umgang mit den Mitgliedern seiner Bewegung und auch im Verhalten, Denken und Fühlen von Sofia authentisch darzustellen. Es wirkt an keiner Stelle überspitzt, sondern erschreckend real, so dass ich beim Lesen öfter den Gedanken hatte: ja, ich glaube so könnte es sich in einer Sekte wirklich abspielen. Ein Thriller der auf jeden Fall durch seinen Hang zur Wahrheit besticht, denn ich möchte gerade nicht wissen was in Sekten passiert wenn Mitglieder nicht so springen wie es der Sektenführer verlangt, wie skrupellos und bestialisch Sektenführer sich benehmen und wie die Gemeinschaft sich gegen Ausgestoßene und Andersdenkende zusammenschließt. Mit einer Insel die ohne Fähre nicht zu erreichen ist, die verflucht sein soll und die dem Meer und dem zugehörigen Wetter ausgesetzt ist hat die Autorin ein unheimlich düsteres und gelungenes Setting um die Geschichte der Sekte gesponnen.

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