Ramona Kielfeder
Ich lese Thriller außerordentlich gerne. Gerade dann, wenn es nicht so „weichgezeichnet“ abläuft, sondern das Buch seine Genre-Bezeichnung auch verdient. Das ist bei „Leiden sollst du“ der Fall! Schon der Beginn und die Einführung der Figuren sind sehr gelungen. Laura Wulff hat es geschafft, aus jedem ihrer Charaktere eine eigenständige Person zu gestalten. Dadurch ergibt sich eine große und sehr interessante Vielfalt. Ihre Kreation der beiden Protagonisten hat auch einen klaren Reiz für mich. Natürlich hat der Kommissar ein Problem, er ist sogar zurzeit krankgeschrieben. Aber an dieser Stelle hat die Autorin ihm eine hartnäckige bessere Hälfte zur Seite gestellt. Ohne Marie wäre Daniel Zucker nicht der, der er ist. Das Duo ist mir mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen. Durch die häufigen Perspektivenwechsel hat man Einblick in beinahe alle Gefühlswelten. Dabei wird dem Leser der große innere Kampf vor Augen geführt, den Daniel führt. Dabei erfährt der Leser, wie sehr Marie für ihren Mann da sein möchte. Dabei erklärt sich, welche Gedanken ihren Cousin Ben quälen. Doch gerade Daniels Leidensweg und auch sein Weg zurück ins Leben sind eine tragende Rolle in „Leiden sollst du“. Und das ist auch richtig und sogar wichtig. Denn ehe er mit sich selbst nicht die ersten Schritte ins Reine geht, kann er auch nicht für seine Frau da sein. Das muss man verstehen und begreifen. Teilweise sind seine Gedanken sehr raumgreifend und auch sehr ausschweifend. Dann kapselt er sich völlig von seiner Umgebung ab. Aber die Wege, die seine Gedanken beschreiten, haben Ecken und Kanten. Es geht nicht immer nur schnurgerade geradeaus. Gerade das macht den Einblick in seine Welt so reizvoll. Der Stil der Autorin ist dem Buch angemessen. Ich habe mich nicht gestört an der teils sehr jugendlichen Sprache. Immerhin sind jugendliche und ihre Welt ein existenzieller Teil der Geschichte, Warum sollte da nicht auch ihre Sprache angepasst sein? Sehr gute gefallen hat mir außerdem, dass Laura Wulff kein Blatt vor den Mund nimmt. Eingangs sagte ich „nicht weichgezeichnet“. Ja, hier gibt es Blut und ja, hier gibt es auch einiges an Gewalt. Ich habe keinen Maßstab, ob ich hart im Nehmen bin, aber ich fand das angemessen und gut so. Sonst wäre es schließlich kein richtiger Thriller. Diese Szenen ohne die rosarote Brille, die Sprache und die Figuren haben ein sehr gutes Zusammenspiel geführt, was ich gerne jedem interessierten (Thriller-)Leser ans Herz legen möchte. Für mich steht auf jeden Fall fest: Wenn die Zuckers einen neuen Fall lösen, bin ich auf jeden Fall wieder mit von der Partie!