Ramona Kielfeder
Schon der Beginn von Höllental war von so viel Verzweiflung und Angst durchzogen, dass ich einfach immer weiterlesen musste. Man will dieses Mädchen verstehen, will ihre Beweggründe nachvollziehen können. Und man hofft bis zur letzten Sekunde, dass Roman Jäger die Rettung doch noch gelingt. Mit diesen ersten Seiten hat Andreas Winkelmann eine gelungene Grundlage für seinen neuesten Thriller geschaffen. In einem Mix aus Vergangenheit und Gegenwart beginnt er, dem Leser die gesamte Tragweite dieser großangelegten Story zu vermitteln. Man ist dazu angehalten, selbst zu rätseln, denn einiges ist hier absolut ungewöhnlich. Die Szenen aus der Sicht des Unbekannten haben mich hierbei teilweise enorm verstört. Zu Beginn erschien ja alles noch halbwegs normal, aber wenn man sich erstmal tiefer in diesen Strudel aus Wahn und Verzweiflung hineingelesen hat, dann muss man selbst zittern. Die Kälte und die Unberechenbarkeit der Bergwelt stehen hierbei symbolisch für all die verschiedenen Menschen und deren eigene Unberechenbarkeit. Die Vielschichtigkeit der Charaktere ist von Andreas Winkelmann gekonnt herausgearbeitet und es haben sich so einige Leichen im Keller versteckt. Der Sumpf aus Lügen und Intrigen ist erstaunlich und man wünscht sich manchmal, dass man seine eigenen Freunde und Bekannte besser kennen möge. Als potenzieller Leser sollte man sich darüber im Klaren sein, dass auch einige blutige Szenen nicht fehlen… Die Spannung baut sich langsam und allmählich auf, man wird nicht sofort in gewaltige Action hineingezogen. Ebenfalls sehr zugetan bin ich der gewählten Sprache des Autors. Daraus spricht so viel Poesie und Zauber. Eigentlich etwas, was man bei einem Thriller nicht erwartet. Es entstehen wunderschöne Bilder im Kopf, selbst wenn die Szene gerade hochdramatisch ist. Höllental war für mich sehr lesenswert. Es hat mich gefangen genommen und ich habe bis zum Schluss mitgefiebert.