Ramona Kielfeder
Emily Trunko schafft mit ihren Projekten rund um Briefe und Nachrichten ganz einzigartige und wundervolle Bücher. Ihr aktuelles Buch Deine letzte Nachricht. Für immer. enthält ganz viele letzte Worte der unterschiedlichsten Art. Habt ihr vielleicht auch noch Nachrichten von Leuten, mit denen ihr jetzt keinen Kontakt mehr habt? Mir geht es so. Ganz früher habe ich mir mit einem Freund altmodisch Briefe geschrieben. Da gabs auch schon Internet, aber eben noch kein WhatsApp und sowas… Ein paar letzte Reste dieser Kommunikation habe ich tatsächlich noch. Die allerletzte Nachricht war dann wirklich eine Mail und irgendwo müsste ich die auch noch haben. Es ist ein komisches Gefühl, wenn man darüber nachdenkt. Irgendwann hatte man dieser einen Person ja wirklich mal viel zu sagen und dann endet es. Aus welchem Grund auch immer. In Emily Trunkos Buch gibt es auch zahlreiche letzte Nachrichten von Menschen, die sich danach das Leben genommen haben. Da musste ich zwischendurch ganz schön schlucken, denn diese Worte sind unzensiert und wirklich voller Gefühl. Während ich jetzt nochmal das Buch Revue passieren lasse, fällt mir auf, wie viele letzte Nachrichten ich allein in meinen Chat-Verläufen habe. Leute, mit denen ich seit jetzt zwei, drei Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Wie belanglos manche Dinge geendet haben, wie bewusst andere. Und nicht von allem kann man sich trennen. Ich denke, die Nachrichten im Nachhinein dann mit einer Öffentlichkeit zu teilen ist auch eine Möglichkeit endgültig Abschied zu nehmen. Auf eine ganz eigene Art. Durch diesen öffentlichen Abschied wird es dann greifbarer. Aber man merkt auch, dass man nicht allein ist. Dass viele andere Menschen ähnliche Situationen durchgemacht haben. Diese virtuelle Gemeinschaft ist es, die die Menschen auffängt und die Halt gibt. Sich nicht allein zu fühlen ist in Situationen mit bedeutungsvollen letzten Nachrichten wohl das allerwichtigste. Letzte Nachrichten sind sicherlich nicht immer schön. Oft schmerzhaft. Manchmal wirklich das Ende eines Lebens. Dieses Buch greift sie respektvoll auf und setzt sie auf eine emotionale und sehr berührende Weise um. Die Typografie ist großartig und wundervoll, aber ich empfehle dringend Taschentücher.