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wortberauscht

Posted on 23.2.2020

(Hörbuch)Rezension verfasst von © Janna (KeJasWortrausch.de) Über 20 Stunden begleitete ich Hirka durchs Ymslands, dem Reihenauftakt der Rabenringe. Der Prolog beginnt in der Vergangenheit und lässt bereits erahnen, welchen Wahrheiten sich die Protagonistin stellen muss. Neben Hirka begleitete ich noch weitere Protagonisten; Rime und Urd, Freund und Feind von Hirka. "Thorrald schlüpfte gerade noch zur Tür herein, konnte sie aber nicht mehr hinter sich schließen." (Erster Satz, Prolog) Hirka ist schwanzlos, doch dies war weder für sie, noch für ihr Umfeld ein großes Problem, wussten doch alle, dass sie Opfer eines Wolfangriffs war. Doch als Leser*in ist man diesem Punkt der Protagonistin einen Schritt voraus, man weiß dank dem Prolog, das die Narbe von ihrem ‚Vater‘ Thorrald zugefügt wurde, um im Land der Ymlinge nicht aufzufallen. Diese Fassade aufrecht zu erhalten gelang ihm 15 Jahre, dann ändert sich Hirkas Leben von einem Tag auf den anderen. Sie ist ein Odinskind, eine Emblatochter, ein Mensch. Ein Wesen ohne Gabe. In einer Welt in der nur jene den Schutz des Sehers, dem allwissendem Gott, erhalten, die bei dem Ritual ihre Gabe unter Beweis stellen, ist dies bereits seit Kindertagen ein Geheimnis das sie mit sich trägt. Als sie den wahren Grund erfährt, warum ihr die Gabe des Umarmens der Lebenskraft fehlt, verliert sie nicht nur ihre Identität, sondern wird zu einem Feindbild ihrer Welt. Hirka soll die Fäulnis in sich tragen, eine Seuche welche den Tod mit sich bringt und so flieht sie zu dem einzigen Ort, welcher sich gegen den Rat der Zwölf, das Sprachroh des Sehers, und dem Ritual stellt. TRIGGERWARNUNG: Innerhalb einer Szene wird sehr detailliert ein versuchter Missbrauch beschrieben. Dies ist jedoch nur ein kleiner Teil der großen Geschichte und hätte meiner Meinung nach nicht zwingend eingebaut werden müssen. Es dient der darauf folgenden Verbündung und der Verdeutlichung, wie mit Odinskindern umgegangen wird. Ich denke jedoch, dass auch ein anderer Verlauf der Ereignisse dazu hätte führen können. Neben Hirkas Perspektive kommen noch zwei weitere Protagonisten hinzu. Rime, Erbe von einem der zwölf Ratsstühle, stellt sich gegen die Familientradition und dem Wunsch seiner Großmutter. Anstatt das Sprachohr des Sehers zu werden, entscheidet er sich für ein Leben als Schwarzrock. Ein Schatten, ein Kämpfer. Urd hingegen, Sohn eines der zwölf Ratsmitglieder und der Antagonist dieser Geschichte, setz alles daran einen Stuhl im Rat der Zwölf zu erhalten. Doch der Erhalt jenes Stuhls ist erst der Beginn seiner Intrigen und Machenschaften. Ebenso beeinflussen noch weitere Protagonist*innen den Verlauf und ich brauchte einige Zeit um mich völlig auf die Geschichte einzulassen, denn viele Bezeichnungen waren mir fremd. Ich musste mich in die Welt mit ihren Begebenheiten reinhören, aber da die Autorin Siri Pettersen nicht nur einen Glossar mit kurzer Erläuterung geschrieben hat, sondern auch die erschaffene Welt mit ihre Wesen, dem Glauben an den Seher, ihre Leben, in kleineren Nebensätze beschreibt, fand ich mich gut zurecht. Die Autorin erklärt die Begebenheiten dieser Welt nicht, sondern erschafft nach und nach ein Gesamtbild des Lebens im Ymsland. Doch genau dies machte den Reiz aus! Während ich die Charaktere kennen lernte, erfuhr ich auch immer mehr über die Gabe, das Ritual und den Rat. Immer wieder erhielt ich dabei kleinere Informationen über die Vorhaben der einzelnen Protagonist*innen, ohne jedoch den weiteren Verlauf erahnen zu können. Ob es im Print wirklich in verschiedene Teile gegliedert ist, kann ich nicht sagen, aber beim Hören ließ dies darauf schließen. Es beginnt mit den verschiedenen Protagonist*innen und wird zu einem mythischen Abenteuer auf unterschiedlichen Ebenen. Die Flucht, das Ritual, die Gefangenschaft und die Erkenntnis. Eine Geschichte dessen Verlauf sich nicht überschlägt und eine Welt die sich erst nach und nach in all ihren Facetten zeigt; Spannung und Neugierde kommen jedoch nicht zu kurz. Eine einnehmenden Geschichte und ein fieser kleiner Cliffhanger wartete am Ende noch auf mich, doch auch bei einem anderen Ausgang würde mich der weitere Verlauf interessieren! Eine norwegisch angehauchte Geschichte über Macht, Korruption, Manipulation und Freundschaft. Zu finden bei den Jugendbüchern, ist diese Trilogie ebenso für die erwachsenen Leser*innen geschrieben. Der erste Teil der Rabenringe-Trilogie besticht vor allem durch die Skizzierung der Charaktere und ihrer Welt. Viele aufgeworfene Fragen werden beantwortet, andere bleiben offen. Ein Reihenauftakt der ruhigeren Art und doch fesselnd!

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