Ladybug
Wer ist Julie? Jane muss mit ansehen, wie ihre 13-jährige Schwester Julie entführt wird. Alle Bemühungen der Polizei bleiben erfolglos, auch die verzweifelten Aktionen der Eltern fruchten nicht. Doch dann, völlig unerwartet, taucht Julie auf: nach acht Jahren! Die Familie ist überglücklich, doch dann verstrickt sich Julie in immer mehr Widersprüche und ihre Mutter Anna macht sich mithilfe eines ehemaligen Polizisten auf die Suche nach der Wahrheit ... Die Story ist sehr schlüssig und spannend aufgebaut. Die Familie Whitaker ist grundsympathisch und ihr Schicksal geht mir sofort unter die Haut. Besonders Mutter Anne ist eine starke Frau und ihre Versuche, die Familie und das Leben, das sie kannte, aufrechtzuerhalten, sind beeindruckend. Gleichzeitig sind ihre Angst und ihr Schmerz immer spürbar. Während Anna nach und nach kleine Puzzleteilchen zusammenfügt, lernt der Leser quasi rückwärts alle Personen, in die sich Julie verwandelt hat, kennen. Dabei wird man stets hin- und hergerissen zwischen Entsetzen und unfassbarem Mitleid, bis zum Showdown, der eine überraschende, aber stimmige und überzeugende Auflösung mitbringt. Mir haben die Figuren sehr gut gefallen – und zwar durchweg alle, auch die unsympathischen. Sie sind logisch und stimmig aufgebaut, wodurch eine große Authentizität entsteht. Amy Gentry füttert den Leser mit gerade eben so viel Information, wie dieser braucht, um interessiert zu bleiben. Die Spannung war für mich von Anfang an da, sodass ich das Buch tatsächlich an einem Stück gelesen habe. Mir fallen Schlagworte wie mitreißend, faszinierend, unwiderstehlich und vielschichtig ein, wenn ich das Buch beschreiben soll. Es hat mir definitiv extrem gut gefallen. Religion wird im Laufe der Handlung zu einem wichtigen Thema. Zunächst hat mich das befremdet und auch gestört, doch dann erklärte sich dieser Punkt sehr schlüssig und logisch und mir wurde ganz anders – doch warum, kann ich leider nicht darlegen, da ich nicht spoilern möchte. Fazit: ich bin restlos begeistert von der Story. Die Stellen, an denen ich stutzig wurde, haben sich alle am Ende erklärt, ohne dass ich das Gefühl hatte, die Autorin habe mit Gewalt eine Lösung konstruiert. Alles passt ineinander. Ganz großes Kino – und ich hoffe, diese Autorin schafft noch weitere solche Werke! Von mir ganz klar die vollen fünf Sterne.