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wortberauscht

Posted on 23.2.2020

Rezension verfasst von © Janna (KeJasWortrausch.de) Es ist kurzweilig, es ist zart und doch Tief. Die Geschichte der Autorin Wiebke Tillenburg basiert auf der Ideenlehre Platons (Vorwort). Die Leser*innen müssen sich nicht mit Platon auskennen, um die Geschichte greifen zu können, wer aber interessiert ist, findet genügend Material zum Nachlesen im Internet oder den Bibliotheken. Bereits in „Sehnsuchtsfluchten“ wurde ich neugierig auf weitere Texte von Wiebke Tillenburg und so war direkt bei der Ankündigung des Buches klar, „Eselmädchen“ wird bei mir einziehen. Es ist ein Märchen, einnehmend und fesselnd, aber absolut nicht für Kinder. In nicht mal 115 Seiten hat mich die Autorin abtauchen lassen! Ein Junge. Kein Name, aber eine Geschichte. Er lebt am Rande eines Dorfes. Ausgegrenzt von Gleichaltrigen, findet er in dem Eselmädchen eine Freundin. Beide sind geplagt von den Hänseleinen der Dorfbewohner, beide haben sich in ihrer Rolle eingefunden. Doch es verschlimmert sich, die Wut wird unbändiger. Ich habe es schon in der oben erwähnten Anthologie bewundert und tue es nun auch bei dieser Novelle. Eine Vielschichtigkeit an Themen innerhalb solch einer kleinen Seitenanzahl ist eine Kunst für sich, welche die Autorin beherrscht. Es regt zum Nachdenken an, es macht traurig, es macht wütend. Die Geschichte ist aktuell, war es immer und wird es auch bleiben. "Das ist die Wut. Sie macht sich breit in dir und füllt dich eine Weile aus. Und wenn sie dann weg ist, ist da eben nichts mehr." (Seite 43) Was bringt Menschen dazu, andere Menschen weh zu tun? Was ist ihr Antrieb? Auf den wenigen Seiten gibt die Autorin nicht DIE Antwort, aber eine von vielen. Die Geschichte des namenlosen Jungen wird verpackt in eine Welt, die reale Bezüge hat und doch phantastisch ist. Ich kann und will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Unsere Gesellschaft ist der Rahmen dieser Geschichte, was man darin findet ist ein Denkanstoß, was man mitnimmt sind die eigenen Gedanken. Was passiert, wenn uns der Grund genommen wird, unsere Wut zu zügeln? Wenn uns die Idee des Miteinander abhanden kommt? Metaphorisch setzt sich die Autorin mit eben dieser Frage auseinander. Mir gefällt ihre Art der Auseinandersetzung, aber ich hätte mir gewünscht, noch etwas länger verweilen zu können. Ich brauchte etwas Zeit um Oheim und seine Bedeutung, seine Welt, greifen zu können. Geschichten dürfen sich erstmal im Kopf setzen, bevor sie zu einem verstehen heranreifen, doch hier ging es mir einfach zu schnell. Kaum hatte ich mich in Oheims Welt orientiert, stand ich auch schon wieder außerhalb dessen. Dieser Ort bietet ganz eigene Interpretationsmöglichkeiten, welche ich Euch mit meinen Gedanken dazu nicht vorwegnehmen möchte. Manche Erzählungen müssen selbst gelesen werden. Man wird auf eine Reise mitgenommen, an einen anderen Ort. Und dann wird man in die Realität katapultiert, das Badewasser erkaltet, und lässt das Gelesene auf sich wirken.

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