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wortberauscht

Posted on 23.2.2020

Rezension verfasst von © Janna (KeJasWortrausch.de) Manchmal sind es die kleinen Geschichten die einnehmen und verzaubern! Nachdem ich bei der Anthologie „Sehnsuchtsfluchten“ einen kleinen Einblick in Magret Kindermanns Art des Schreibens bekommen durfte, war klar das auch diese kleine Novelle von ihr gelesen werden muss! Bereits der Klappentext klingt schon wundervoll und macht unheimlich neugierig auf die Geschichte dahinter! Und eben diese hat mich in ihren Bann gezogen … bis das Badewasser kalt wurde … Die versteckte Schwere und leichte Melancholie in einer wunderbaren Leichtigkeit und zartem Witz sucht ihres Gleichen. Ich bin fasziniert von der Kunst so viel Tiefe auf nicht mal 125 Seiten zu schaffen und sich dabei so wunderbar lesen zu lassen. Es ist der pure Genuss an Worten, anders kann ich es nicht formulieren. Marlene ist von einem Tag auf den anderen Witwe, dies ist aber kein Grund zur Trauer, denn es ist nur ein kleines Missgeschick. Die Wahrheit ist tückisch, denn sie verbirgt sich hinter Floskeln und leeren Phrasen. Und manchmal weigert sie sich partout über die Lippen zu kommen, eine Lüge hingegen wartet nur darauf ausgesprochen zu werden. Und so ergeht es auch Marlene. Anstatt den Schmerz zu äußern den ihr geliebter Blumenhändler in ihr ausgelöst hat, dessen Tränen er vielleicht nicht verstanden hätte, sagt sie etwas das jede Träne entschuldigt. Doch nicht nur Marlene versteckt sich hinter einer Lüge, auch ihr Blumenhändler Herr Huang behält gewisse Worte zurück. Für einen kurzen Moment gewähren die beiden Protagonisten kleine Einblicke in vergangene Tage und eröffnen eine Antwort für die Gegenwart. Doch reicht dies aus? Ist vergangenes eine Entschuldigung für gegenwärtiges? Sich verlieren, sich finden, sich verzeihen und sich selbst gegenüber ehrlich sein – Magret Kindermann schafft es Themen in einer Vielfalt anzusprechen ohne dabei überladen zu wirken. So vieles ist so offensichtlich und doch verstecken sich Schmerz und Traurigkeit in den Zeilen. Ereignisse ließen mich lächeln, weil ich anhand der Beschreibung den Duft von Sommer um mich hatte, kühles Wasser auf meiner Haut spürte und … … Hunger auf Pommes bekam. Dies mag sehr kurios wirken, so gar nicht lyrisch und doch ist es eben jene Szene die bei den Leser*innen, ebenso bei mir, mitunter den größten Eindruck hinterließ. Weil sich darin so viel verbirgt. Es ist ein abtauchen in die Geschichte, ein Stück sich selbst begegnen. Halten wir nicht alle einen Teil von uns zurück? Hat sich nicht jede*r schon mal verloren? Eine zarte Geschichte über das Leben und Sein "Es war nicht genug zu sein, erst das An-sie-denken besiegelte ihre Existenz." (Seite 7) Ich habe bei dieser Besprechung gezielt auf weitere Zitate verzichtet, denn ein kleiner Ausschnitt hätte die Leichtigkeit und Tiefe der Geschichte nicht einfangen oder gerecht werden können. Viele Sätze sind zauberhaft, erhalten ihre Bedeutung in aller Gänze aber nur innerhalb des Buches. Auch weitere Worte meinerseits würden diese zauberhafte Geschichte tot reden, zu viel vorwegnehmen und im schlimmsten Fall Eure eigenen Interpretation des Geflüster von Tulpen beeinflussen … Buchtitel und Cover stehen der Geschichte in nichts nach! Wunderschön anzusehen und innerhalb des Buches ebenso wiederzufinden. Optisch ein must-have und die Geschichte selbst ein must-read!

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