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Ladybug

Posted on 23.2.2020

Drei Wochen auf einem Dampfer Michael, gerade elf Jahre alt, fährt mit dem Schiff von Ceylon nach Großbritannien zu seiner Mutter. Auf der Reise, die drei lange Wochen dauert, lernt er viele Menschen kennen: Gleichaltrige, aber auch Erwachsene. Einige davon spielen auch in seinem späteren Leben, zu dem immer wieder abgeschweift wird, eine Rolle. Die Reise prägt den Jungen für das ganze Leben. Michael sitzt am „Katzentisch“, dem unattraktivsten Tisch im Speisesaal, denn er ist kein Gast, der viel Geld bringt, sondern schon eher eine kleine Last. Schon erstaunlich, dass in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts Kinder einfach ohne Begleitung eine solche Strecke allein fahren konnten und durften. Das ist heute unvorstellbar. Die Erlebnisse des Jungen sind nicht alle erfreulich und schön, aber jedes einzelne hat Auswirkungen auf seine weitere Entwicklung und sein späteres Leben. Das weiß er zu dem Zeitpunkt nicht, aber da Michael diese Story aus seiner Erinnerung heraus erzählt, weiß er es inzwischen und lässt es auch immer wieder durchblicken. Die unterschiedlichen Reisebegleiter, allesamt auf ihre Weise besonders, bringen die drei Kinder auf immer neue Ideen, die nicht immer mit den Ge- und Verboten übereinstimmen. So füllen sie die 21 Tage mit Erlebnissen, die andere in einem ganzen Leben nicht sammeln können. Die vielen Zeitsprünge vor und zurück und die große Zahl an Charakteren machten es mir zwischendurch etwas schwer, der Story zu folgen. Auch kam ich mit einigen Namen nicht so ganz klar. Wirklich spannend ist das Buch nicht, doch liest man dennoch immer weiter. So ähnlich, wie man als Kind gern etwas vorgelesen bekam und sich dabei wohl, sicher und gut aufgehoben fühlte. Der Katzentisch wird zum interessantesten Platz auf dem Schiff. Als Leser mag man von den „besseren“ Leuten gar nicht so viel wissen, da sie schnell verblassen im Vergleich mit der illustren Gesellschaft an diesem abseits stehenden Tisch. Die Abgeschlossenheit auf diesem Dampfer lässt die Ereignisse ganz anders auf die Personen wirken, besonders auf die Kinder, als es in einer Stadt gewesen wäre. Es gibt keine Möglichkeit, den Geschehnissen aus dem Weg zu gehen. Und auch in drei Wochen Fahrt kann niemand alle Geheimnisse dieser in sich geschlossenen Welt ganz enträtseln. Die Verbindungen, die teils über viele Jahre bestehen bleiben, haben ihren ganz eigenen Zauber und Reiz. Wer sich auf das Buch einlässt und sich voll und ganz konzentriert, hat viel Freude damit. Insgesamt kann ich vier Sterne dafür geben.

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