InkaLeseliebe
Wie hat's mir gefallen Es ist wirklich schwer über das Buch zu berichten, ohne zu spoilern. Am liebsten wäre es mir, ich würde wieder in der 10.Klasse sitzen und könnte eine detaillierte Buchinterpretation schreiben, denn genau danach schreit dieses Buch. Es ist voller Ansätze und Ideen, die unbedingt besprochen werden müssen. Es schreit förmlich zwischen den Zeilen, obwohl es oberflächlich so still ist. Und das Ende, ja das Ende schockt und man versteht es kaum. Doch beginnen wir mit dem Anfang: Der 12-Jährige Jonas ist alt genug um einen Beruf zu bekommen. Er lebt in einer Gesellschaft, in der alles auf Zuteilung geschieht - so auch die Berufswahl. Alle Menschen sind scheinbar gleich, doch er ist etwas besonderes, denn er kann 'darüber-hinaus-sehen'. Aus diesem Grund bekommt er die besondere Ehre und wird als nächster Hüter der Erinnerung ernannt. Was ich mir wirklich gewünscht hätte, wären mehr Seiten. Ja wirklich, es gibt soviel zu erzählen und zu entdecken und schlussendlich stehe ich mit vielen offenen Fragen da. Ich bin mir sicher, der Autor hat dieses Ende absichtlich so gewählt. Als Leser hat man nun die Chance es in zwei ganz unterschiedliche Richtungen zu interpretieren und man kann selbst einen Weg gehen. Anfangs kam ich damit nur wenig klar und dachte: was soll das? Doch dann habe ich lange darüber nachgedacht, vor allem über die vielen Metaphern, und habe erkannt - es ist nicht immer alles so, wie es tatsächlich scheint. Der Schreibstil des Buches ist anfänglich betrachtet sehr nüchtern und abgeklärt. Kurze Sätze, wenig Emotionen. Ich hatte kaum Lust weiterzulesen. Dabei ist dieses stilistische Mittel so deutlich, wie es deutlicher kaum sein könnte: Die Autorin zeigt dem Leser damit, wie die Welt von Jonas geschaffen ist. Nüchtern. Abgeklärt. Je weiter man liest, umso mehr merkt man auch die Veränderung im Schreibstil. Grandios. Wichtig ist hierbei, dass man das Buch keineswegs zwischen Tür und Angel lesen sollte. Es ist ein Buch zum Nachdenken, Philosophieren und zum Besprechen. Es passt super in den Schulunterricht, ist aber auch für erwachsene Leser absolut ansprechend. Was wirklich manchmal befremdlich ist, ist das Alter aller. Mit 12 Jahren wird man schon ausgebildet und allein dadurch scheint die Welt so grausam, denn kein Kind darf mehr Kind sein und in jungen Jahren wird man zum Erwachsensein gezwungen. Wirklich grausam, aber dadurch wirkt alles noch realer. Alles in allem ist es ein grandioses Buch, das mit seiner Stille überzeugender ist, als jeder Schrei es jemals könnte. Es spricht sozialkritische Themen an, die heutzutage gar nicht mehr in so weiter Zukunft liegen wie 1993, als das Buch verfasst wurde. Mir hat es sehr gut gefallen und ich werde wohl noch langedarüber nachdenken. Cover/Buchgestaltung Es gibt mittlerweile drei Cover. Dieses gefällt mir am wenigsten, aber auch das Hardcoverbild ist nicht gerade einladend. Ich bevorzuge wirklich NIEMALS die Filmeditionen, obwohl sie dieses Mal am schönsten ist. Gut zu wissen Hüter der Erinnerung erschien bereits 1993. In den letzten Jahren lebten Dystopien auf und so kam auch dieses Buch wieder ins Gespräch. Doch erst durch die Buchverfilmung mit Meryl Streep machte das Buch im 21.Jahrhundert erst wieder so richtig bekannt. Kinostart: 2.10.14. Für Fans von * "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley * "Die Welle" von Morton Rhue Fazit Was ruhig beginnt, nimmt schnell Fahrt auf. Jonas' Geschichte hat mich tief berührt und gerade das Ende macht das Buch so wahnsinnig interessant. Dennoch hätte ich mir hier und da mehr Seiten gewünscht, sodass man weniger zwischen den Zeilen lesen muss und mehr Infos durch den Autor bekommt. Aber gerade der Schreibstil mit seinen zahlreichen stilistischen Mitteln hat mich tief beeindruckt und ich habe viele Ansätze zum Nachdenken gefunden. Bewertung 4/5