Susanne Matiaschek
Als ich “Dunkelsommer” gesehen habe, musste ich dieses Buch einfach lesen. Die Schweden haben eine ganz besondere Art Bücher zu schreiben. Sie glänzen nicht vor Tempo, viel mehr baut sich die Spannung unterschwellig auf und wird begleitet von Unbehagen und einer unheilvollen Stille. Und genauso ist das auch hier der Fall. Anmerken möchte ich, das es sich in keinster Weise um einen Thriller handelt. Vielmehr handelt es sich um einen Spannungsroman, der vor allem auf der psychologischen Ebene unheimlich gut ausgearbeitet ist und sehr viel Tragik und Dramatik mit im Gepäck hat. Ein Roman der unglaublich bewegt, erschüttert und zum nachdenken bringt. Stina Jackson hat einen sehr einnehmenden, fließenden und bildhaften Schreibstil, der mich sofort gefangen nahm. Obwohl dieser Roman nicht mit Tempo glänzt, war ich nicht in der Lage dieses Buch aus der Hand zu legen. Es hat mich gepackt und ich war nicht mehr in der Lage loszulassen. Ich wollte und konnte es einfach nicht. Lelle und Meja haben mich so unglaublich bewegt. Sie sind mir mit ihren jeweiligen Schicksalen unter die Haut gegangen. All der Schmerz , die Hoffnungslosigkeit brach sich ihren Bann und ich konnte einfach nur völlig erschöpft zusehen, wie sie immer mehr zerbrachen. Wie das Leben sie auseinander nahm und niemand Ihnen zur Seite stand. Als Mutter konnte ich mich wahnsinnig gut in Lelle hineinversetzen. Ich konnte diesen Schmerz nachvollziehen. Aber noch schlimmer ist, das man nicht abschließen kann. Abschied der einen verwehrt bleibt, weil niemand da ist, von dem man Abschied nehmen kann. Es hat mir das Herz gebrochen, sein Leid mit ansehen zu müssen. Ich habe so gehofft, das er sie findet. Obwohl ich tief im Inneren wusste, das die Hoffnung vergeblich war. Und dann ist da noch Meja. Ein Mädchen das keinen Halt findet. Ein Mädchen , das sich an alles klammert, was ihr begegnet. Ein Mädchen, das so viel mehr verdient hat. Aber nie in den Genuss kam, dies auch zu bekommen. Auf eine Art und Weise verbinden sich diese Schicksale , die über Tragik und Dramatik hinausgeht und plötzlich ist alles anders. Stina Jackson hat die Charaktere wirklich wunderbar ausgearbeitet. Sie sind alles andere als perfekt und gerade deswegen auch so authentisch und greifbar. Man fühlt und leidet mit Ihnen und fühlt sich Ihnen einfach verbunden. Zudem erfährt man auch noch die Perspektiven von Lelle und Meja, was ihnen unglaublich viel Tiefe verschafft. Im ersten Teil des Buches kann man beide sehr intensiv und wahnsinnig gut kennenlernen. Man versteht wie gebrochen sie sind. Wenn auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Besonders bei Meja hat mich das familiäre Umfeld wirklich schockiert und ich sah nichts als Egoismus und Selbstaufgabe. Deswegen hat mich auch Mejas Entscheidung nicht überrascht. Ich verstand sie sogar. Und ich hoffte einfach , dass sie die richtige Entscheidung traf, trotz diesem beklemmenden Gefühl, das ich verspürte. Man wird begleitet von einer sehr drückenden und unheilvollen Atmosphäre. Man spürt förmlich, dass sich da etwas zusammenbraut und wartet nur auf diesen Einschlag. Im ersten Teil des Buches hätte für mich die Spannung noch etwas intensiver sein können. Weil ich durch diese beklemmende Atmosphäre doch immer wieder nachdenklich gestimmt wurde. Im zweiten Teil schwoll die Spannung und Intensität konstant an und ich fieberte einfach nur ununterbrochen mit. Es gab Entwicklungen , es gab unglaublich viel Emotionen und nervenzehrende Momente, die mich kaum zu Atem kommen ließen. Stina Jackson hat einige Wendungen eingewoben, die wirklich gut gelungen sind. Auch wenn ich damit schon gerechnet hatte. Viel mehr hat mich der Antrieb dahinter wirklich bewegt und fassungslos zurückgelassen. Es lag mir wie Blei auf der Brust und ich bekam einfach keine Luft mehr. Es ist so von Tragik und Leid gezeichnet, das es mich einfach niedergerungen hat. Stina Jackson hat hier einen Roman geschaffen, der mich durchweg in Atem gehalten hat. Schwer, drückend und beklemmend. Ein Roman der unter die Haut geht und so viel erzählt über Verlust, Loslassen und Ankommen. Ein Roman, den man einfach lesen muss. Ein Roman, der nachhallt und der erst im Nachhinein seine Wirkung entfaltet. Fazit "Dunkelsommer” ist ein Roman den man unbedingt lesen sollte. Ein Spannungsroman , der vor allem auf der psychologischen Ebene punktet und so viel Tragik und Leid mit im Gepäck hat. Da ist so viel Schmerz, Verzweiflung und Trauer. Ein Roman, der mich immer wieder aufschreien und nach Luft schnappen ließ. Er glänzt nicht mit Tempo. Aber das muss er auch gar nicht. Was dieser Roman mitbringt, ist so viel mehr, als man verkraften, als man verstehen kann. Für mich einfach ein absolutes Highlight.