Profilbild von SternchenBlau

SternchenBlau

Posted on 22.2.2020

Hardboiled Detektiv ermittelt in in realem Mordfall der Stummfilm-Ära Eigentlich wollte Hardy Engel nichts mehr mit den Hollywood-Filmleuten zu tun haben. Aber dann bekommt der Ex-Schauspieler einen Auftrag von seinem früheren Regisseur, nur um den am nächsten Morgen tot aufzufinden… Man kennt die Hardboiled Detektive in Literatur oder aus Filmen der „Schwarzen Serie“ und so passen Hardy Engel und die Zeit der Stumm- und Schwarz-Weißfilme hervorragend zusammen. Autor Christof Weigold beschreibt die goldenen Zwanziger sehr anschaulich mit vielen lebendigen Details. Die Buchausgabe mit tollem Goldrand-Cover mit Goldrand und das edle Dünndruckpapier passen super dazu. „Der Blutrote Teppich“ ist der zweite Teil der Hardy Engel-Reihe, ich kam aber gut rein, ohne den ersten Teil zu kennen. Wer sich bei Stummfilmen nicht besonders gut auskennt, könnte allerdings übersehen, dass der tote Regisseur William Desmond Taylor eine historische Figur ist und tatsächlich ermordet worden ist. Leider ist das am Klappentext nur sehr verklausuliert angedeutet, im Roman gar nicht. Dabei macht das den besonderen Reiz der Geschichte aus, dass hier ein realer Fall aus der Hollywood-Zeit geschildert wird mit zum Teil realen Personen (so kommen z.B. Charlie Chaplin oder Universal-Gründer Carl Laemmle vor). Aus diesem realen Hintergrund macht mir der Roman leider nicht genug. Die erste Begegnung mit Charlie Chaplin schien mir ein reines bspw. mehr wie ein Name-Dropping vor. Ähnlich ist es mit den vielen Fakten, die das Buch liefert. Man merkt die wahnsinnige Rechercheleistung des Autors, aber er möchte sie halt an einigen Stellen auch sehr zur Schau stellen - was den Roman mit rund 640 Seiten ziemlich lang macht. Ich mochte z.B. das Detail sehr gerne, dass wir erfahren, wann erstmals ein roter Teppich ausgerollt wurde. Aber wir sind halt als Leser nicht dabei, sondern Engel liefert uns diese Info als Erzähler nebenbei. Ich bin aber wahrlich kein Freund von ausufernden Beschreibungen. Ich habe bei einer Leserunde mitbekommen, dass diesen Aspekt einige Leser*innen besonders zu schätzen wussten. Und mit Begeisterung während des Lesens die realen Figuren im Internet nachgeschlagen haben. (Dafür wäre ein Figurenverzeichnis übrigens sehr hilfreich.) Den Abschluss des Falls fand ich sehr gelungen. Aber die letzten Seiten bauen einen urplötzlich einen – für mich unnötigen – Cliffhanger auf. Bei vielen interessanten Aspekten reicht es bei mir leider nur für 3 Sterne. Aber wie gesagt, formal „not my cup of tea“.

zurück nach oben