Susanne Matiaschek
Wenn es einer schafft , mich jedes gottverdammte Mal mit seinen Thrillern zu begeistern, dann steht Andreas Gruber eindeutig an der Spitze. So auch dieses Mal. Allem voran finde ich das Cover absolut genial und es passt wirklich hervorragend zur Story. Wenn man bedenkt, daß Todesmal fast 600 Seiten umfasst, ist es schon fast beschämend, wie schnell ich das gute Stück verschlungen habe. Die Reihe mit Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez ist mein absoluter Liebling und ich freue mich jedes Mal gigantisch , wenn wieder ein neuer Fall erscheint. Ganz besonders Herr Sneijder hat es mir angetan. Seine Eigenheiten, sein trockener Humor und wie er an die Fälle herangeht. Sabine Nemez muss sich keinesfalls hinter ihm verstecken. Trotz ihrer Verletzlichkeit und ihrer harten Schale packt sie ordentlich zu, so daß einem die Sinne schwinden. Todesmal begeistern daneben noch mit vielen anderen Charakteren. Ob Gut, ob Böse, spielt keine Rolle. Sie verstehen für sich einzunehmen, komplett zu packen und zu bewegen. Jeder hat einen Hintergrund und das macht sie auch so greifbar und lebendig. Ebenso sind eine Menge Leichen im Keller vergraben, was mich besonders hier wirklich an meine Grenzen brachte. Denn womit man hier konfrontiert wird ist wirklich harter Tobak. Nicht von der Brutalität her. Sondern von der Abgründigkeit, die in so mancher Seele verankert ist. Gewissen? Reue? Fehlanzeige. Teilweise wusste ich nicht , ob ich lachen oder weinen sollte. Im Endeffekt hab ich wohl das volle Programm der Emotionen durchgemacht. Aber was ich sagen möchte. Sie sind authentisch und vielschichtig gestaltet, was das Ganze noch sehr viel größer und gewaltiger macht. Hierbei erfährt man die Perspektiven seitens der Ermittler, als auch der Täter. Was mehr als gelungen ist. Besonders gut konnte ich mich in Sabine hineinversetzen, die enorm viele Facetten von sich zeigte und man einfach merkte, der Fall macht sie komplett fertig. So erging es mir ebenfalls. Zum Schreibstil muss ich eigentlich gar nichts weiter sagen. Fesselnd, einnehmend und absolut bildhaft. Der Einstieg war einfach nur bombastisch. Ich war sofort an die Seiten gefesselt und auch wenn am Anfang noch alles kalt und perfide wirkte, so änderte sich das im Laufe des Geschehen. Je mehr man voranschritt, umso fassungsloser und schockierter wurde man. Auch wenn ich tatsächlich zugeben muss, das ich die Täter bald entlarvt hatte. Was aber nicht die Motive und das große Ganze miteinschloss. Was sich dahinter verbirgt, wird sehr langsam und effizient offengelegt. Auf diese Weise verurteilt man nicht. Nein, man versteht , begreift langsam das ganze Ausmaß und ist einfach nur sprachlos. Die Handlung ist sehr komplex aufgebaut und wie man es von Herrn Gruber kennt, hält man sich nicht nur an einem Ort auf. Ebenso schafft er hier unterschiedliche Handlungsstränge, die für sich genommen noch recht unterschiedlich sind, doch immer von einem roten Faden durchzogen. Was hat eine Nonne mit eng aufeinanderfolgenden Morden zutun? Steckt sie tatsächlich dahinter oder schützt sie jemanden? Die Spuren führen weit in die Vergangenheit und anhand der wirklich gut ausgearbeiteten Ermittlungsarbeit gerät man in Gewässer, die alles zu überschwemmen drohen. Die Kreise sind weitreichend und gigantisch. Und fördern so manchen Alptraum zutage. Besonders auf der psychologischen Ebene hat es mir ordentlich zugesetzt. Teilweise war ich zu geschockt, um sofort begreifen zu können, was sich tatsächlich dabei herauskristallisierte. Es hat mich unglaublich wütend und hilflos gemacht. Teilweise kam mir wirklich mein Mitgefühl abhanden. Doch wer kann mir das verdenken? Unmenschlichkeit, Gier und Macht. Dabei hat mir besonders gut gefallen, das wir auch Einblicke in die Vergangenheit erhalten. Dieser wirklich geniale und effiziente Aufbau, half dabei, das man sich besser hineinversetzen und verstehen konnte. Und gerade das unorthodoxe agieren der Ermittler, schaffte so manche Gefahrensituation, was die Spannung immens erhöhte. Überschrittene Kompetenzen, impulsives Handeln und exzellente Zusammenarbeit. Dabei ist Herr Sneijder zum ersten Mal teamfähig und hinterfragt auch das ein oder andere Mal sein eigenes Denken und Tun. Was ihn auf der Entwicklungsebene ordentlich voranbringt. Gut und Böse sind nicht klar trennbar und das ist der Teil , der auch nachdenklich stimmt. Viel schwerer wiegt das Kalkül und die Perfidität dahinter. Für mich wieder ein absolutes Highlight, das meine Emotionen ordentlich in Wallung und mich selbst an meine Grenzen brachte. Hierbei handelt es sich zwar um den fünften Band der Reihe , dennoch lassen sich die Bände auch unabhängig voneinander lesen. Denn es geht nicht nur um einen ermittlungstechnischen Thriller. Andreas Gruber schafft auch mit den zwischenmenschlichen Aspekten sehr viel Tiefgründigkeit und Facettenreichtum. Ich bin einfach nur von von den Socken und möchte unbedingt mehr davon. Fazit Wer gern ungewöhnliche Ermittler und komplexe Fälle mag, das sich die Haare aufstellen. Der sollte unbedingt Maarten S. Sneijder kennenlernen. Ich bin immer wieder aufs neue begeistert . Gott, der bringt mich immer wieder zum lachen und schafft es , mich dabei in den Wahnsinn zu treiben. “Todesmal” ist der fünfte Band der Reihe rund um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez. Genial ausgearbeitet, abgründig und rasant. Ein absoluter Pageturner der mich an meine Grenzen und darüber hinaus gebracht hat. Ich bin total hin und weg und kann es kaum erwarten, bis der nächste Band erscheint.