ladymusketier
Alice 2020 reloaded by Chess©️Stella Tack +++ ! Dilogie, 1.Bd. ! +++ ENTHÄLT SPOILER +++ Mit dem Spieleklassiker aus dem 15.Jhd. hat dieser Remix nur mehr sehr wenig zu tun. Sehr vergnüglich hat sich die Autorin aus Lewis Carrolls „Alice hinter den Spiegeln“ bedient, sich zudem die inspirierendsten Pattern rausgepickt aus u.a. Die Tribute von Panem, Twilight Saga, X-Men u. Kollegen, HP & Co. – und dennoch, zu einem ganz eigenen Urban-Romantic-Fantasy-Gespinst für Jugendliche gesponnen. Who the f^^k is Alice? um es mal im Jargon der Autorin auf den Punkt zu bringen. Hier wird sie nicht lange weißer Bauer bleiben wie im Urspungswerk. Denn als 33. Spielfigur, sog. Slave, ist sie bisher nur ein bemunkeltes Gerücht und einmalig(?). Eine unbekannte Variable in einem seit 300 Jahren verfluchten Battle zw. den amerikanischen Internatsfesten Chesterfield & St. Burrington, die abgeschirmt, geheimnisvoll in einem großen Waldgebiet, abseits der nächsten Stadt, liegen. Die 17jährige Cheerleader&Highschool-Schülerin Alice Salt gerät zwischen die blutigen Fronten einer unausweichlichen, todbringenden Schachpartie, die sich alle 30 Jahre festreglementiert wiederholt, in der Jäger mit den Gejagten alle 24 Std.en die Rollen tauschen. Jeder der beiden Könige will Alice für sich – als Joker oder Ass im Ärmel oder eher Marionette in seinem eigenen Spiel. Stella Tack präsentiert der Leserschaft mit Vincent Chesterfield (dem Weißen König und Schulsprecher) einen gebrochenen, berechnenden, düsteren, gedankenbeherrschenden „Traum in blond“, und, mit Jackson St. Burrington (Schwarzer König) zwar keinen Heiligen, aber "anbetungswürdig" trotz dunkler Magie und (Zigaretten)Rauch, bitter, kuchensüß und kussecht. Schnurrendes HIGHLIGHT: kuschelweisser Kater CURSE, der in die Pfotenabdrücke des Katers Salem [aus der TV-Serie Sabrina–total verhext] tretelt, aber mit seinen witzigen Bonmots nebst Mentorhilfe für Alice schlagfertig wie ein scheinbar guter Freund auftritt, der viele Geheimnisse hegt, nicht mit allen noch über alles spricht. Streckenweise entsetzt Alices unreifes Verhalten. Nur am Anfang ist dieses bewunderswerte Herausbrechen, dieser energische Tatkraft-Aufschwung einer selbstbewußt mutig werdenden, entschiedenen Frau, der: ‚ich-hole-mir-mein-Leben-endlich-zurück‘-Alice. Negativ mit welcher Selbstverständlichkeit vom Morden gesprochen wird und Alice all das so für gegeben hinnimmt, voller Bereitschaft, ohne jegliche Widerworte - es geht hier um Menschen!, keine zu vernichtenden Ungeheuer; auch sie sind vom Fluch betroffen, gefangene Opfer des gleichen Schicksals – in einem Zusammen nach Lösungen zu suchen findet nicht statt. Die kontinuierliche Entwicklung zu einer Frau mit Köpfchen, die nach Auswegen sucht, um etwas aktiv zu verändern, eine an Stärke gewinnendes junges großes Mädchen, die sich selbst treu bleibt - erhält man nicht, welch Enttäuschung daß dieser Dämmerschlaf-Prozess sich einfach viel zu lange hinzieht. Trotz kurz, prägnantem Aufmerken bleibt Alice nicht bei sich, verfällt erneut in "Kopfschmerz"-Schema-F, daß sie hier nicht entwachsen kann, hemmt enorm ihr Potenzial und das des Lesestoffes. Es stagniert als ledigliche Wahrnehmung, ohne wirklich wertendem Bewußtsein. Ab Mitte des Buches herrscht ein nicht nachvollziehbares Rumgezicke im Wutmodus, eine Haltung, die sich weigert die ernst, traurige Tragweite zu verstehen, seltsam unvernünfig, unbedacht, empathielos. Vieles nicht für Alice (oder, verspielt, viel zu spät, erst ganz am Ende), jedoch für die Leserin/den Leser vorhersehbar und offensichtlich. Im bewegenden Cliffhanger ist eine starke Alice wieder zurück, und richtet endlich ihre Prioritäten. Mittels geschickt eingewobenen Traumvisionen aus der Vergangenheit, in denen Alice in die Rolle einer Madelyn versetzt wird und Madelyn selbst direkten Kontakt mit Alice sucht, führt die Autorin das damalige Geschehen rund um die Entstehungsgeschichte des Blutfluches und der Sklaven eindrücklich aus, um ihr als Warnung und Wegweiser zu fungieren. So unausgewogen, gleichgewichtslos wie Alices Charakter und Gebaren eben wirken, so verhält es sich bedauerlicherweise auch mit dem SPRACHSTIL. Dies spiegelt sich dort einerseits zwar lobenswert durch spritzige, schlagfertige Dialoge, andererseits aber sabotierend in maßlosen Wortwhl.en u. der einfachen, flachen Ausdruckweise. Auch wenn der Serientitel auf Englisch ist (Night Of Crowns) – nicht irritieren lassen: der Band IST auf Deutsch u. auch keine Übersetzung, wenngleich das Setting in die USA verlegt und dementsprechend Namen o.dergl. anglisiert sind. Hätte Stella Tack ihren Roman sich in Dschl. abspielen lassen, (Internate gibt es auch hier; in Kombi von z.B. No-Go-Areas, Gangs, Familienclans, ...), dann wäre es nicht so gängig, sondern mal was ganz Neues und ein WOW geworden. +++ FAZIT: +++ Hier mutiert Schach zu einer lebendig gewordenen Welt mit Realfiguren und zum wirklichen Kriegsstrategenspiel samt Manipulationen ohne Ende bei unberechenbarem Ausgang. Für Urban Fantasy Fans und solchen von Alice, Manga, Tribute von Panem, Twighlight,... eine krude Story mit zart-prickelnder Romantik, Klischees, Magie, Action und Fähigkeiten der besonderen Art. Warnung: Schachbegeisterte werden entgeistert sein über die neuen Spielregeln, die sogar in einer Buchszene das reguläre Brettspiel bestimmen, das Superkraft-Können der Spielfiguren und v.a. Stellas Clou der Einführung der Spielfigur mit dem fürchterlichen Namen Slave. Der schnufflig-smarte sprechende Kater CURSE macht diese FLUCH-Geschichte vielleicht allein lesenswert. Zum Diskutieren, Rätsel & Theorien aufstellen, einfach nur belletristische Unterhaltungsflucht, oder versteckte Kritik an einer high-Gesellschaft, die zu oft blind Einflüsterungen Gehorsam leistet? Macht euch selbst ein Bild davon, aber seid gefeit: Spaß und Schrecken sind nicht weit.