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seehase1977

Posted on 21.2.2020

Die Geschichte einer Entführung - aufwühlend und bewegend Als der 13jährige Johann Scheerer an einem Morgen, der wie jeder andere hätte sein können, von seiner Mutter geweckt wird, ändert sich sein Leben auf abrupte Weise. Die Nachricht, dass sein Vater entführt wurde, weckt eine nie vorher gespürte Angst in dem Jungen. Johann Scheerer erzählt von der Sorge, der Ungewissheit und der allgegenwärtigen Angst, den Vater nicht mehr lebend wieder zu sehen. Er veranschaulicht aber auch die quälender Langeweile die über einen kommt, wenn man nicht zur Schule gehen kann, seine Freunde nicht treffen darf und selbst die liebsten Hobbys plötzlich keinen Spaß mehr bringen. "Johann Scheerer erzählt auf berührende und mitreißende Weise von den 33 Tagen um Ostern 1996, als sich sein Vater Jan Philipp Reemtsma in den Händen von Entführern befand, das Zuhause zu einer polizeilichen Einsatzzentrale wurde und kaum Hoffnung bestand, ihn lebend wiederzusehen." Meine Meinung: In seinem Buch „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ erzählt Johann Scheerer seine Geschichte über die Entführung seines Vaters Jan Philipp Reemtsma im Jahr 1996. Seine ergreifenden und detaillierten Erinnerungen an diese schreckliche Zeit haben mich beeindruckt und berührt. Scheerer erzählt eindrucksvoll, wie er 1996, als 13jähriger Junge, die Entführung seines Vaters erlebt hat. Der Leser erfährt von zahlreichen Entführer-Briefen und angsteinflößenden Anrufen, von gescheiterten Geldübergaben und vom amateurhaftem Agieren der Polizei. Eine Situation, die für die ganze Familie eine große Anspannung und Belastung gewesen sein muss, die man nie selbst am eigenen Leib erfahren möchte. Die Erinnerungen an diese schicksalhafte und belastende Zeit scheinen noch immer allgegenwärtig zu sein und erwecken den Eindruck, als sei dies alles erst kürzlich geschehen. Neben all den dramatischen Erlebnissen und Einblicken, die man nun einmal bekommt, wenn das Zuhause plötzlich zur Einsatzzentrale wird und das Leben des Vaters am seidenen Faden hängt, ist Johann Scheerer aber auch einfach ein ganz normaler 13jähriger. Er will Freunde treffen, seinen Hobbys nachgehen und lachen. Doch darf man in solch einer Situation überhaupt lachen und Spaß haben? Leidet er nicht angemessen unter der zermürbenden Situation? Liebt er seinen Vater etwa nicht genug? Das schlechte Gewissen und die widersprüchlichen Gefühle des Jungen sind präsent und greifbar. Stellenweise war mir die Schreibweise von Johan Scheerer etwas zu neutral und kühl. Dennoch sind seine Ausführungen bewegend und gehen unter die Haut. Man kann sich nur annähernd vorstellen, was Johann, aber auch seine Familie für quälende Gedanken gehabt haben müssen, wie es sein muss, täglich mit der Angst aufzuwachen, einen geliebten Menschen nie mehr lebend wieder zu sehen. Mein Fazit: „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ von Johann Scheerer zeigt die Reemtsma-Entführung aus dem Jahr 1996 aus einem völlig anderen Blickwinkel. Eindrucksvoll schildert der damals 13jährige Sohn des Entführten seine Erinnerungen an diese 33 Tage voller Hoffnung, Angst und Langeweile, aber auch das zwiegespaltene Verhältnis zu seinem Vater. Ein eindringliches Buch welches mich zwar nicht auf allen Ebenen hundertprozentig überzeugen konnte, das mich aber dennoch berührt und erschüttert hat und das eine Leseempfehlung verdient hat.

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