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seehase1977

Posted on 21.2.2020

Can you hear me, Major Tom? – Kurioser, unterhaltsamer, aber auch anrührender Roman Eigentlich sollte Tom Major seinerzeit nur den Background für die Pressekonferenz zu der unglaublichen Marsmission mit dem ersten Astronauten Großbritanniens bilden, doch dieser stirbt dummerweise hinter den Kulissen an einem Herzinfarkt. Kurzer Hand schlüpft Major in den Raumanzug und wird versehentlich zum galaktischen Helden gekürt. Nun sitzt er mutterseelenallein in einer Raumsonde zum Mars, eine Mission ohne Wiederkehr. Kurze Zeit später erhält die etwas vergessliche und schrullige Miss Gladys einen Anruf. Es ist Major Tom, der berühmte Astronaut. Er hat sich natürlich verwählt und will gleich wieder auflegen, doch Gladys und ihre Enkel Ellie und James brauchen dringend Hilfe. Tom wird nicht nur unfreiwillig zum Astronauten, sondern auch zum galaktischen Helfer in der Not... Meine Meinung: „Miss Gladys und ihr Astronaut“ von David M. Barnett ist ein unterhaltsamer Roman, gespickt mit viel Sarkasmus und skurrilem Humor, dessen Kernaussage aber durchaus nachdenklich stimmt. Trotz leichter Startschwierigkeiten hat mir das Buch sehr gut gefallen. Familie Ormerod ist in Not. Die 71jährige Gladys muss sich ganz alleine um ihre beiden Enkel Ellie (15) und James (10) kümmern, denn die Mutter ist tot und der Vater sitzt im Gefängnis. Doch die alte Dame ist nicht mehr so ganz auf der Rolle, immer öfter verschwindet ihr Verstand in den unendlichen Weiten ihrer beginnenden Demenz. Deshalb ist es Ellie, die die kleine Familie zusammenhält, mehrere Jobs und die Schule unter einen Hut kriegen muss. Lange kann der Teenager das nicht mehr durchhalten. Dann steht auch noch unerwartet eine Zwangsräumung bevor und alles droht auseinanderzubrechen. Bis zu dem Tag, an dem Gladys Major Tom am Telefon hat, der Mann, der durch eine Verkettung besonderer Umstände nun als erster Mensch und britischer Astronaut zum Mars reist. Ausgerechnet der Misanthrop Tom wird, obwohl viele tausend Kilometer zwischen ihm und der Erde liegen, nicht nur der Retter für Familie Ormerod sondern nebenbei auch noch der beste Freund von James. Ich hatte etwas Probleme in die Geschichte zu finden, die mir anfangs zäh und unüberschaubar erschien. Doch lässt man sich auf sie ein, kommt man kaum mehr davon los. David M. Barnett hat eine unterhaltsame und humorvolle Szenerie zum Leben erweckt, durchzogen von skurriler Ironie und Situationskomik. Allerdings schlägt der Autor auch leise und nachdenklich stimmende und durchaus auch gesellschaftskritische Töne an, womit man aufgrund des Klappentextes und des Buchtitels nicht zwingend rechnet, was mir persönlich aber sehr gut gefallen hat. Die Auswahl der Protagonisten hätte besser nicht sein können, ihre Charaktere sind eingängig und überzeugend. Die verwirrte aber reizende Miss Gladys, die ich mir als kleine zierliche alte Dame mit schneeweißen Haaren vorstelle, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Ihre liebenswerte, verwirrte Art bringt einem stellenweise wirklich zum Schmunzeln, allerdings macht sich ihre Vergesslichkeit immer öfter bemerkbar und so bringt sie die Familie durch ihr Verhalten noch mehr in Schwierigkeiten. Tom Major ist für mich ein Sympathieträger, trotz seiner grantigen Art und seiner Unnahbarkeit, hinter der er offensichtlich versteckt Denn für ihn gilt in jedem Falle das Sprichwort, raue Schale, weicher Kern! Im Laufe der Geschichte erfährt man mehr aus Toms Vergangenheit und man kann besser nachvollziehen, warum der Astronaut ist wie er ist. Das Ende ist allerdings etwas sehr konstruiert, aber auf jeden Fall hochexplosiv! Mein Fazit: „Miss Gladys und ihr Astronaut“ von David M. Barnett versteckt hinter einem witzigen Cover und einem neugierig machenden, Spaß versprechenden Klappentext eine rührende und nachdenklich stimmende Geschichte, die man so nicht erwartet hätte, mir jedoch sehr gut gefallen hat. Dennoch ist die schön und flüssig zu lesende Story gespickt von humorvollen Szenen, neckischer Ironie und einer klitzekleinen Hommage an David Bowie und seinem Hit „Space Oddity“. Trotz weniger Kritikpunkte kann ich diesen leicht schrägen und uncharakteristischen Roman auf jeden Fall empfehlen.

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