Susanne Matiaschek
Es gibt einfach Geschichten, die sind wichtig. Nicht weil sie für sinnliche oder leidenschaftliche Augenblicke sorgen. Sondern wichtig, weil sie Trost und Mitgefühl schenken. Der Mensch weiß, wie sehr Worte und Taten verletzen. Wie oft reden wir schneller als wir denken und haben doch keine Ahnung davon, welchen immensen Schaden wir dem Umfeld damit zufügen. Wie verheerend und alles verändernd es sich auswirken kann. Eine Nachlässigkeit, ein Moment der Unbesonnenheit und schon liegt mehr als ein Herz in Trümmern. Ein Schaden der nicht von alleine heilt. Ein Schaden, dessen Auswirkungen bis tief in die Gegenwart reichen. Er verändert. Er erschüttert. Er schafft ein Trauma, dass einfach das komplette Leben aus den Angeln hebt. Ich mag die Romane von Nicole Obermeier einfach unfassbar gern. Sie schreibt mit einer Leidenschaft und Intensität, die mir den Atem nimmt. Authentisch, beklemmend und so unglaublich wahr und realistisch. Mit ihrem neuen Roman hat sie sich mal wieder selbst übertroffen. Ich dachte an einen Erotikroman. Doch was ich bekam war Schmerz, Leid und eine unglaublich große Traurigkeit, die ihre Krallen in meine Seele schlug. Eine Verletzlichkeit, die mich bis ins Mark traf. Keine Worte der Welt können auch nur ansatzweise beschreiben, was man bei diesem Roman empfindet. Die Emotionen nisten sich ein. Zerstören, berühren und beschäftigen gleichermaßen. Nicole ich verzeih dir, dass es teilweise etwas vor Klischee trieft. Aber mein Gott , manchmal brauch man das. Damit die Seele wieder fühlen, leben und atmen kann. Und nichts anderes ist das hier. Robyn unsere Protagonistin, deren Perspektive wir hier erfahren, liebe ich einfach unfassbar. Sie bekommt durch ihre Sichtweise unglaublich viel Tiefe, Ausdruck und Präsenz. Schon auf den ersten Seiten musste ich die Tränen wegblinzeln und meine Wut unter Kontrolle halten. Ich war nie selbst ein Opfer. Aber die Autorin schafft es extrem gut, mit ihrer Eindringlichkeit dessen , dass man ein gutes Gespür dafür bekommt und sich in Robyn hineinversetzen kann. Ich litt und weinte mit Robyn. Ich stand mit ihr am Abgrund und taumelte darüber hinweg. Es hat mich erstaunt wie facettenreich ihr Charakter war. Wir sehen nicht eine Robyn. Wir sehen zwei. Zwei Persönlichkeiten, die kaum in Einklang miteinander zu bringen sind. Die eine ist verletzlich und gebrochen, befindet sich tief verwurzelt in der Vergangenheit. Die andere ist provokant, leidenschaftlich und verwegen, lebt und kompensiert ihre Verluste in der Gegenwart. Ich war unsagbar fasziniert von beiden. Ich verurteilte nicht, ich staunte, ich liebte und ich musste kämpfen. Robyn entwickelt sich in der Handlung unglaublich weiter. Sie baut eine Schutzbarriere um sich auf. Lässt niemanden hinein. Aber all den Schmerz und die Verzweiflung auch nicht hinaus. Absolut fatal für ihr eigenes Ich. Im Laufe der Handlung erfährt man all die Schattenseiten aus ihrem Leben und kommt dem Abgrund dabei Stück für Stück näher. Es hat mich zerrissen. Die Qual , die Verzweiflung, dieses Ohnmachtsgefühl und nichts dagegen tun zu können. Die Autorin fasst hier eine unfassbare wichtige Thematik auf. Es wird nichts beschönigt, sondern knallhart auf den Tisch gebracht. Es tut weh, verletzt und lässt viele Dämme brechen. Es geschieht immer wieder. Tag für Tag. Und doch lernen die Menschen nicht daraus. Aber es beim Namen zu benennen ist so unglaublich wichtig und essentiell. Für die eigene Seele. Für die Gesellschaft. Damit man aufwacht, damit man versteht und vielleicht handelt. Doch daneben wurde hier eine wahnsinnig tolle Lovestory geschrieben. Die mich bewegt, traurig und glücklich zugleich gemacht hat. Manchmal geht das Schicksal seltsame Wege. Manchmal muss man viel Schmerz und Leid ertragen, um umso glücklicher daraus hervorzugehen. Ohne Frage hat mich “One Hundred Lovers” unfassbar fasziniert. Fasziniert mit dieser Leidenschaft und dem unerschütterlichen Willen, der diesem zugrunde liegt. Robyn handelt intuitiv, manchmal etwas naiv, impulsiv und chaotisch. Aber sie handelt menschlich und das macht sie letztendlich auch so sympathisch. Unfassbar geliebt habe ich auch ihr Umfeld. Die Loyalität, das Vertrauen und den Großmut. Sie alle stützen sich gegenseitig. Bedeuten Stärke und Zuhause zugleich. Sie ergänzen sich in jeder Form. Lest diesen Roman. Er gibt alles und noch viel mehr. Er ist in keiner Weise vorhersehbar. Jede neue Seite ist erkenntnisreich und Entdeckung pur. Es ist eine Geschichte die sich tief ins Herz brennt. Zum beben und zittern bringt und dabei auch unfassbar glücklich macht. Ich liebe es. Ein absolutes Highlight. Eine Story, die die eigene Welt ins Wanken bringt und zeigt wie wichtig Freundschaft und Zuhause ist. Ein Buch das vielleicht auch zum nachdenken bringt. Vielleicht denkt man so auch mal endlich über den eigenen Horizont hinaus. Fazit: “One Hundred Lovers” ist eine Buch , das ich unfassbar liebe und das mich auf mehr als einer Ebene zerstört und emotional herausgefordert hat. Voller Stärke, Mut und Intensität. Eine Story , die mit einer Thematik aufwartet , die einfach so unfassbar wichtig ist. Es hat mich berührt, Tränen wegblinzeln lassen und einfach auch unglaublich wütend gemacht. Eine alles verändernde Lovestory, die das eigene Weltbild ins wanken bringt und doch so unglaublich wichtig ist. Ein absolutes Highlight.