Hannah Luise C.
Meiner Meinung nach eines der schwächeren Bücher von Sebastian Fitzek, dass meine (vielleicht zu hohen) Erwartungen leider enttäuscht hat. Erst einmal kurz zum Inhalt. Es scheint zufällig, dass Milan Berg das Mädchen im Auto sieht. Unter Tränen presst sie einen Zettel gegen die Scheibe des Wagens, in dem sie sitzt. Milan ahnt, dass das ein Hilferuf sein könnte, aber er kann die Botschaft auf dem Stück Papier nicht lesen, denn er ist Analphabet. Mit dem Entschluss die Verfolgung aufzunehmen, beginnt für ihn eine Reise zurück zu dem Ort, an dem er seine Jugend verbracht hat, zurück in seine Vergangenheit, in einen Strudel voller Gewalt und psychischem Terror. Ich bin immer noch hin- und hergerissen, was dieses Buch angeht. Zu Beginn war ich wieder einmal von Fitzeks Schreibstil absolut begeistert. Milan hat mir von Anfang an sehr gut gefallen und auch Andra, seine Freundin, hatte etwas Eigenes, was mich neugierig gemacht hat. Der Einstieg in die Handlung und auch der Beginn der Verfolgung, die Entführung, die Drohungen und die Reise zurück in Milans alte Heimat, haben mich anfangs total abgeholt. Natürlich war einem irgendwo von Beginn an klar, dass Fitzek es einem nicht so leicht machen wird. Dass ich mich aber so hinters Licht führen lassen werde, hätte ich nicht erwartet. Ich spiele immer noch mit dem Gedanken, es ein zweites Mal zu lesen bzw. als Hörbuch zu hören, nur um die Stellen herauszufinden, an denen ich unaufmerksam gewesen bin. Die Stellen, an denen ich als Leser mal wieder ordentlich rein gelegt wurde. Ich kann einfach nicht glauben, dass ich dieses Mal gar nichts gemerkt habe. Das spricht für die Geschichte. An dieser Stelle aber auch zu meiner Kritik: diese erste Enthüllung war für mich leider irgendwie eine Enttäuschung. Meine Begeisterung für die Geschichte und meine Neugier, wie es weiter geht, haben sich in ein ziemlich negatives und abstoßendes Gefühl verwandelt. Auch wenn eine Geschichte nicht immer vollkommen logisch sein muss, das, was da aufgedeckt wurde, war für mich derart unlogisch, dass ich den Spaß an diesem Buch verloren habe. Die nächsten Seiten konnte mich daraufhin nicht überzeugen, ich hatte sehr viele Zweifel an der Geschichte und war auch schlicht ein bisschen traurig über diese Wendung, die mir so gar nicht zusagen wollte. Am Ende hat das Buch dann zwar doch nochmal die Kurve gekriegt und ich muss sagen, dass wahrscheinlich das Bestmöglichste aus dem gemacht wurde, was die vorherige Vorlage eben zu bieten hatte, aber wett gemacht hat es das Negative von davor schlichtweg nicht. (Das Ende hat mir also wieder um einiges besser gefallen, es hat ein bisschen Logik zurück in die Geschichte gebracht, auch wenn mir persönlich alles in allem davon immer noch zu viel gefehlt hat.) Nachdem ich das Buch beendet hatte, saß ich wirklich da und habe nichts gewusst. Nicht, was ich davon halten soll, nicht, was diese Geschichte wirklich wollte, nicht, ob ich sie gut oder schlecht fand. Nichts, was ich in eine Rezension hätte schreiben können. Und so sollte es eigentlich nicht sein. Ich bin von Fitzek viel, viel Besseres gewohnt. Meiner Meinung nach ist „Das Geschenk“ daher eines der schwächsten Bücher des Autors. Es konnte mich nicht vollkommen von sich überzeugen, auch wenn die Grundidee Potenzial hätte und auch über die erste Hälfte des Buches mir wirklich gut gefallen hat. Letztendlich bekommt dieses Buch von mir nur 3/5 Sternen, auch wenn ich gerne mehr gegeben hätte. Sehr schade!