Ladybug
Das Puzzle Familie Bobby Nusku ist ein einsamer, kleiner Junge, der seine Mutter schmerzlich vermisst. Sein Vater ist ein gewalttätiger Säufer, der sich für nichts außer sich, seinem Suff und seiner seltsamen Freundin interessiert. Sein Sohn ist ein lästiges Übel für ihn. Bobby freundet sich mit Sunny an, der das Dilemma erkennt und für Bobby zum Cyborg werden möchte. Doch dann verschwindet Sunny plötzlich. Bobby ist verzweifelt. Da trifft er auf Rosa, einem ganz besonderen Mädchen, das eine ganz besondere Mama hat: sie ist die Putzfrau des Bücherbusses. Bobby fühlt sich endlich wohl, doch das ist seinem Vater ein Dorn im Auge und er verbreitet schlimme Gerüchte. Bobby, Val, Rosa und Hund Bert schnappen sich den Bücherbus und machen sich auf einen ganz besonderen Road-Trip, der so ganz anders enden wird, wie man glauben mag ... David Whitehouse hat einen wunderbaren Roman geschrieben, der ganz viel Literatur-Tipps in sich trägt. Immer wieder tauchen Bücher, Protagonisten aus Büchern und Stellen und Zitate aus Büchern auf. Das noch dazu so geschickt gestreut, dass es eine wahre Freude ist und kein bisschen nervig oder aufdringlich wird. Es tauchen immer wieder ganz besonders originelle Protagonisten auf, die – selbst wenn sie böse und gemein sind – auch Seiten an sich haben, die man einfach mag. Und umgekehrt geht das auch: die guten Protagonisten haben kleine, schwarze Fleckchen auf den weisen Westen und werden dadurch noch sympathischer. Der Stil liest sich flüssig und spannend. Langeweile kommt in diesem Buch nicht eine Sekunde lang auf. Immer wieder findet man neue, geniale Beschreibungen und frische, bezaubernde Ideen. Auch wenn es voller Gefühl steckt, ist das Buch alles andere als kitschig oder schnulzig. Trotzdem wandert es ganz still und heimlich in das Herz der Leser. Auch die Liebe zu Büchern, zu Literatur ist ein großes Thema. So erklärt Val beispielsweise, dass in jedem Buch ein Hinweis auf das eigene Leben versteckt ist und die Geschichten auf diese Weise alle miteinander verbunden sind. Sie sagt Bobby – und beweist das im Laufe des Buches auch – dass es nie ein Ende gibt und die Geschichte immer weiter geht. Insgesamt steckt „Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek“ voller philosophischer Gedanken und Ideen und das gefällt mir sehr gut. Das Lesen dieses Buches ist ebenfalls eine Reise mit einer – wenn auch nicht gestohlenen – Bibliothek. Es ist fast, als wäre das Buch selbst seine eigene Bibliothek. David Whitehouse ist ein Autor, in dem eindeutig noch sehr viele Bücher stecken und ich hoffe, er gehört bald zu den Vielschreibern, denn ich möchte liebend gern mehr von ihm lesen. Wer ein Buch zum Thema Freundschaft, Verbundenheit und Familie sucht, der ist hier genau richtig. Von mir ganz klar fünf Sterne, denn schon jetzt ist dieses Buch ein Herzensbuch für mich.