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Ladybug

Posted on 18.2.2020

Wie kommt die komplette Menschheit ohne Augen zurecht? Malorie und ihre Schwester sind eng verbunden und wohnen auch zusammen. Gerade, als Malorie ungewollt schwanger wird, verändert sich die Welt: eine unfassbare, ungreifbare und genau dadurch extreme Gefahr schockiert alle Menschen. Wesen sind aufgetaucht. Wesen, deren Anblick die Menschen verrückt werden lässt und zu Mördern und Selbstmördern werden lässt. Immer mehr Länder und Städte der Welt sind betroffen. Rasend schnell minimiert sich die Bevölkerung. Wenige Überlebende existieren. Sie verbarrikadieren sich, verhängen die Fenster und verbinden sich die Augen. Auch Shannon wird ein Opfer dieser Wesen. Malorie findet eine Anzeige in einer Zeitung: eine Gruppe Menschen nur wenige Straßen von ihr entfernt, bietet Zuflucht. Sie macht sich auf den Weg dahin, weil sie unmöglich ihr Baby allein bekommen kann. Josh Malerman ist eigentlich Sänger einer Indie-Band. Aber ich finde, er ist ein grandioser Schriftsteller. Der Plot ist eine erfrischend neue Idee und sein Stil perfekt der Stimmung angepasst: für die Spannung und Dramatik viele kurze Sätze, für die verzweifelten Momente in Einsamkeit lange, düstere Sätze. Er spielt so gekonnt mit der Sprache und Spachrhythmen, dass die passende Stimmung fast wie von selbst aufkommt. Diese Dystopie verängstigt unbeschreiblich. Beim Lesen hat man ständig tausende Fragen im Kopf: Woher kommen diese Wesen? Wie kann ein Wesen allein durch seinen Anblick Leute zu Mördern und Selbstmördern machen? Was kann man dagegen tun? Wie kann man diese Wesen bekämpfen? Kann man sie austricksen? Wie groß sind sie? Warum schließen die Menschen in ihren Häusern ebenfalls die Augen? Warum müssen sie „mit geschlossenen Augen aufwachen“? Fragen über Fragen .... und die Antworten sind auch am Ende nicht wirklich befriedigend, sofern sie überhaupt kommen. Trotzdem liebe ich dieses Buch. Es hat mich gefesselt und in seinen Bann gezogen. Ich konnte es kaum erwarten, weiterzulesen. Die Charaktere sind mit wenigen Worten toll beschrieben und unterscheiden sich herrlich. Malories Härte kann man zwar manchmal nicht ganz verstehen, aber am Ende fragt man sich, ob man Malories Schicksal denn ebenso gut hätte meistern können. Jung, allein und unerfahren, hat sie zwei kleine Kinder ganz allein vier Jahre auf einen sehr großen Schritt, dessen Ausgang bei Beginn völlig unsicher ist, vorbereitet. Wenn sie einen Fehler macht, sind sie alle verloren. Und trotz aller Härte hängen die Kinder sehr an ihr und spüren instinktiv, dass sie maßgeblich am Erfolg der Mission beteiligt sind. Malerman wendet einen tollen Trick an: er erzählt Malories Geschichte auf zwei Ebenen. Einmal chronologisch vom Zeitpunkt des Erscheinens der Wesen an, einmal fast fünf Jahre später auf ihrem Weg zu weiteren Überlebenden. Dies immer im Wechsel, sodass allein dadurch schon die Spannung hochgehalten wird. Beim Lesen merkt man dann, dass es unvorstellbar ist, selbst in dieser Situation zu stecken und bewundert Malorie für ihren Mut. Zumindest mir geht es so! Außerdem hat „Bird Box“ noch ein nettes Extra: der Schriftzug leuchtet im Dunkeln! Wunderbar spooky! Mir hat „Bird Box“ (der Titel hat übrigens einen inhaltsbezogenen Sinn!) super gut gefallen und ich hoffe, Josh Malermann widmet sich auch weiter der Schriftstellerei. Das Versprechen auf dem Buch, dass der Thriller an „Die Vögel“ und auch an die besten von Stephen Kings Romanen erinnert, hat es tatsächlich gehalten. Bei „Die Vögel“ bleibt der Zuschauer ebenfalls hilflos und ratlos zurück mit so vielen Fragen. Und die Wesen – ja, King kennt diese Art Schreckgespenster sehr gut und schreibt sehr oft über sie. Ich hätte nie gedacht, dass der Werbetext tatsächlich die Wahrheit sagt! Ja, ich bin begeistert und empfehle allen, die sich gern gruseln, diesen Thriller. Er hallt nach und beschäftigt noch tagelang ....! Volle fünf Sterne!

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