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marcello

Posted on 17.2.2020

Ich habe in den letzten Monaten doch sehr mit Abbi Glines auf Kriegsfuß gestanden. Sie war noch nie die Meistererzählerin schlechthin und trotzdem habe ich sie kennengelernt als eine Autorin, die dramatische Geschichten locker und wendungsreich darstellen kann. Ihre letzten Werke wirkten dagegen eher lieblos und gerade ihre letzten beiden Novellas kann man sogar als Frechheit bezeichnen… Warum also habe ich bei „Ein Moment für die Ewigkeit“ wieder zugegriffen? Zum einen ist mir das Cover ins Auge gestochen, das wirklich wunderschön aussieht und was auch so gar nicht zu dem üblichen Cover-Stil ihrer Bücher im Deutschen passen will. Dadurch dachte ich gleich „Neuanfang!“ Zudem war es auch der Klappentext, der doch eine intensive, gefühlvolle Geschichte versprach, eine Seite, die Glines zuletzt viel zu selten gezeigt hat und die ich unbedingt wieder erleben wollte. Die Geschichte ging auch tatsächlich gut los. Denn mit der Ausgangslage für Vale war schon bereits ein dramatischer Aspekt gegeben, der natürlich recht früh auf die Tränendrüse gedrückt hat. Dennoch war ich schnell auch wieder enttäuscht, weil Vale und Slate die typischen Charaktere von Glines sind. Vale irgendwie süß und so unheimlich naiv, Slate derjenige, der wirklich alles flachlegt und dabei immer super gechillt durch die Gegend läuft. Dementsprechend war die Geschichte doch eher oberflächlich gehalten. Natürlich gab es eine zentrale Botschaft, wo ich auch richtig merkte, dass sie der Autorin wichtig war, vielleicht weil sie die Botschaft gerade selbst erst verinnerlicht hat, aber leider wurde das nicht so intensiv geboten, wie ich es mir versprochen hatte. Dann gab es plötzlich einen Break (den ich auf jeden Fall sehr interessant und überraschend fand, den ich aber natürlich nicht spoilern werde) und die Welt sah wieder ganz anders aus. Anders besser. Nur leider hatte die Geschichte nach dieser Wandlung nicht mehr so viele Seiten, so dass diese richtig starke Phase zum Ende hin leider kürzer ausfiel als die eher langweilige und oberflächliche Phase in der ersten Hälfte. Plötzlich wirkten Vale und Slate reifer und durchdachter. Man merkte auch, dass Glines sich nun auch mehr Zeit nahm und auf die eher ruhigen Momente setzte. So gibt es ein wirklich süßes Ende, das wirklich genau richtig wirkt. Fazit: „Ein Moment für die Ewigkeit“ ist ganz eindeutig wieder deutlich besser, als das, was von Glines im letzten und in diesem Jahr so veröffentlicht wurde. Dennoch ist es eben nicht DAS Werk, was ich mir aufgrund des Klappentextes erhofft hatte. Die erste Hälfte war von den Charakteren und der Handlung her leider zu stereotyp angelegt. Nach einem tollen und überraschenden Twist zeigt sich dann eine neue Sicht, die ich gerne über das gesamte Buch hinweg gehabt hätte. So ordne ich das Buch im guten Mittelmaß ein und hoffe wirklich, dass das der Beginn von Glines ist, die die Kurve bekommen hat!

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