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marcello

Posted on 17.2.2020

Auf dem deutschen Thrillerbuchmarkt stelle ich immer wieder fest, dass sich selten ein heimatsprachlicher Autor oder eine heimatsprachliche Autorin dauerhaft und auf konstant hohem Niveau festsetzt. Den Einzigen, den man davon vielleicht ausnehmen kann, ist Sebastian Fitzek und selbst dessen Werke sind allgemein und vor allem auch bei mir nicht unumstritten. Jedoch fällt mir immer wieder ein Name ein: Melanie Raabe. „Die Falle“ und „Die Wahrheit“ waren in meinen Augen beide großartig, da sie wirklich ein Katz-und-Maus-Spiel mit mir veranstaltet haben. Aber nach zwei Büchern fällt es mir trotzdem noch schwer, von Konstanz zu sprechen. Nun ist mit „Der Schatten“ ihre dritte Veröffentlichung auf den Markt gekommen und ich habe mir gesagt, wenn das Buch jetzt gut ist, dann sind eben aller guter Dingen drei! Der Einstieg in die Geschichte ist wie immer verwirrend. Man wird bewusst mitten in die Geschichte reingeworfen und hat es daher schwer, sich richtig zu orientieren. Es werden viele Andeutungen gemacht, die dann wieder abgebrochen werden. Diese Taktiken haben wieder einmal unheimlich früh dafür gesorgt, dass sich für mich bereits ein großartiger Spannungsbogen aufbaute, den ich unbedingt weiterverfolgen wollte. Zudem entsteht in meinen Augen auch nicht der Eindruck, dass es sich um eine Alltagsgeschichte mit psychologischem Schwerpunkt handelt. Ganz im Gegenteil: man hat Psychospielchen, die tatsächlich durch Thrill-Elemente gefüttert werden. Diese Mischung wird immer weiter angeheizt und gipfelt am Ende in einem richtig spannenden Finale, das sich in gleich drei Etappen aufdröseln lässt. Dennoch entstand bei mir nicht der Eindruck, dass verzweifelt immer noch etwas draufgesetzt werden musste, es wirkte stattdessen alles sauber aufgelöst und damit einfach so, wie es sein sollte. Natürlich ist ganz klar wieder ein deutliches Schema zu erkennen, das ich inzwischen ganz einwandfrei Raabe zuordnen könnte. Das ist zum einen die Protagonistin. Wir haben es meist mit einer eher labilen Persönlichkeit zu tun, die absichtlich so inszeniert wird, dass man sich nicht sicher sein kann, ob man ihr glauben und vertrauen kann. Damit einher geht, dass ich Norah auch nicht direkt ins Herz schließen kann, weil sie absichtlich auch mal distanziert und abweisend wirkt. Zum anderen sind das Zwischenkapitel, wo immer erst am Ende klar wird, aus wessen Sicht diese geschrieben sind. Und am Ende kommt es dann eben immer zum großen Showdown, wo Überraschendes offenbart wird und doch alles so logisch ist. Und obwohl diese drei Aspekte charakteristisch für Melanie Raabe sind und man argumentieren könnte, dass etwas Abwechslung fehlt, stört mich das gar nicht, denn die Grundgeschichten sind doch immer anders, denn erneut hätte ich diese Auflösung nie und nimmer so vorhersehen können. Also vorhersehbar ist die Autorin nach nun drei Werken gewiss nicht. Fazit: Three in a Row würde ich sagen! Dreimal grandios abgeliefert und daher verdientermaßen fünf Sterne für „Der Schatten“, der mich wirklich erbärmlich wie ein Schatten verfolgt hat, bis ich endlich die letzte Seite gelesen hatte. Hut ab!

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