Ladybug
Don Tillman und seine Projekte Don Tillman ist ein wandelnder Zeitplan. Ohne Zeitplan geht gar nix und wenn ein Zeitplan ins Rutschen gerät, versucht Don alles, das wieder zu ändern. Die Vorlesung fängt verspätet an und es gibt Fragen, die er nicht eingeplant hatte? Okay, dann erhöht er eben die Redegeschwindigkeit .... als wäre er ein Plattenspieler, bei dem man einfach eine höhere Geschwindigkeit einstellen kann! Don ist urkomisch - und doch muss man ihn mögen! So richtig, so ganz aus tiefstem Herzen. Denn all seine Macken und Eigenheiten machen tatsächlich irgendwo Sinn. Alles, was er sagt und tut, ist vollkommen logisch und vor allem immer effizient! Ja, das grenzt an Zwangshandlungen, es irritiert, es nervt zuweilen, aber irgendwie bekommt man nach einer Weile das Gefühl, dass die eine oder andere Idee gar nicht so falsch ist und man doch glatt einmal darüber nachdenken könnte. So wundert es dann auch nicht, dass Don, der all das völlig normal findet, nicht merkt, dass Rosie keine Kandidatin für sein Ehefrauenprojekt ist, sondern aus ganz anderem Grund in sein Büro kommt. Da er für Gene immer das Alibi bei dessen Fremdgängeraktionen ist (meist ohne es zu wissen), steht ihm dieser mit Rat und Tat zur Seite bei der Suche nach der perfekten Frau. Rosie wollte zwar eigentlich nur Hilfe bei der Suche nach ihrem genetischen Vater, aber durch irre Verwechslungen und Verwirrungen wird ein großes Projekt aus der Sache. Und das noch total witzig, ohne platt zu werden, total liebevoll, ohne kitschig zu werden und immer mit dem Finger in der Wunde "Asperger-Syndrom". Don ist eine bessere Version von Sheldon Cooper ("The Big Bang Theory"), denn er merkt, dass er anders ist und er arbeitet an sich selbst, nicht nur an anderen. Aber obwohl er Fachmann für das Asperger-Syndrom ist und Betroffenen erklärt, dass Erwachsene mit diesem Syndrom es meist gar nicht merken, dass sie es haben, bleibt er weiterhin blind dafür. Ja, er weiß, dass er Gefühle anderer in deren Gesicht nicht deuten kann. Auch weiß er, dass niemand außer ihm solche perfekten Pläne hat - aber er weiß nicht, dass er der Vorzeige-Asperger-Syndrom-Patient schlechthin ist. Nein, diese Krankheit ist nicht zum Lachen. Aber sie ist etwas Besonderes. Und Bücher wie dieses zeigen, wie liebenswert diese Menschen doch im Grunde sind. Die einzelnen Protagonisten sind mehr oder weniger stark ausgearbeitet. Claudia, die eine zentrale Rolle spielt, bleibt nur eine Randfigur, das finde ich schade. Aber Rosie und Don lernt man wirklich gut kennen. Gene taucht immer wieder auf und schleicht sich so nach und nach tatsächlich ins Gedächtnis. Die möglichen Väter und der Stiefvater von Rosie brennen sich nicht unbedingt ins Hirn, aber man "erkennt" sie. Und ganz besonders ins Herz geschlossen habe ich Daphne! Vielleicht sollte "Das Rosie-Projekt" einfach nur unterhalten. Für mich ist es aber mehr. Es zeigt mir, dass "Gesunde" oft schlimmer "krank" sind, als Menschen mit dem Asperger-Syndrom und dass wir von diesen Menschen sehr viel lernen könnten! Ich kenne Robert Stadlober nicht als Schauspieler (ich sehe sehr wenig TV), aber seine Stimme passt hervorragend zu Don Tillman. Er lässt ihn sehr nett herüberkommen, nicht so arrogant, wie es Sheldon Cooper ist. Ich glaube, besser besetzen hätte man diesen Part nicht können. Er hat das Hörbuch zu einem Hochgenuss gemacht und so gelesen, dass ich quasi an seinen Lippen hing. Herrlich! Wundervoll! Ganz ganz ganz große Klasse! Mein Rat: unbedingt lesen oder hören! Fünf Sterne von mir!