Peanut
Das Buch enthält erstaunlich wenig Handlung und es geht im Grunde nur um die Gedanken von Alex, der uns das alles erzählt. Man bekommt als Leser einen sehr guten Eindruck davon wie sich das Leben mit Angst/Panikattacken anfühlt und was diese für Auswirkungen haben. Es ist halt nichts was man einfach so überwinden oder abstellen kann oder was einfach so verschwindet. Immer wieder beschwert sich Alex über sein eigenes Verhalten und seine Unfähigkeit dieses zu verändern. Und das geschieht oft auf sehr ironische Weise und spiegelt eigentlich ganz gut wieder wie es ist mit solchen Erkrankungen zu leben. Vor allem die authentische Darstellung der Unterschiede zwischen Großstadtleben und Provinz haben mir gefallen, auch wenn natürlich alles etwas überspitzt dargestellt wurde. Und der Kontrast zwischen dem Leben in Berlin und dem in Braus könnte nicht größer sein. Als Landei kenne ich diese typischen Provinzgedanken bezüglich Panikattacken bzw. psychischen Erkrankungen und es ist in der Regel einfach etwas, was man nicht publik machen möchte aufgrund der vielen Vorurteile. Auch dieser Zwiespalt zwischen dem Wunsch auszubrechen und von dort weg zukommen oder doch da zubleiben. Und egal wie lange man weg war erschreckt es doch einen immer wieder wie normal dieses spießerische Lebensmodell auf dem Dorf ist(Haus, Auto, Kind und Hund), mit dem man als Jugendlicher oft einfach nichts zu tun haben will. Und erst später stellt man fest, dass das oft nur nach Außen den perfekten Anschein macht und es im Inneren ganz anders aussieht. Zudem sind in unserer Generation Y alle auf der Suche nach irgendetwas und wollen sich verwirklichen ohne jemals anzukommen oder zu sich selbst zu finden. Und genau das passiert Alex, der auf der Suche nach dem perfekten Ich sich selbst verlor und nie wirklich heraus gefunden hat wer er wirklich ist. Es wird ständig über belangloses geredet und all das bedeutende wird nicht erwähnt und das finde ich passt wirklich zu der heutigen Zeit. Es ist auch einmal schön einen Mann als Erzähler zu haben, der eben nicht dem typischen Rollenbild entspricht. Der moderne Schreibstil sorgt für einen angenehmen Lesefluss. Auch wenn das Buch mir auf den ersten Blick viel zu dünn erschien, fand ich jetzt rückblickend die Länge total angemessen. Es ist dann doch ein Thema über das man jetzt keine 400 Seiten in dem Stil lesen möchte. Das größte Manko an dem Roman ist wahrscheinlich, dass die Klischees eine wahnsinnig große Rolle spielen und man gefühlt nichts anderes präsentiert bekommt. Das ist einfach nur schade und ich hätte mir schon an manchen Stellen gewünscht, dass die Figuren etwas mehr als nur ihre Klischees darstellen. Fazit: Mir passiert es die letzte Zeit wirklich selten, dass mich ein Roman so mitreißt und ich mich ein Stück weit mit den Gedanken von Alex identifizieren kann. Das Buch spiegelt das Leben mit einer psychischen Erkrankung ganz gut wieder und vor allem die Scham und die Unfähigkeit darüber mit anderen zu reden. Aber auch das Thema Liebeskummer wird gut und nachvollziehbar präsentiert.