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tintenwelten

Posted on 17.2.2020

Melissa lebt in einer betongrauen Stadt, in der es für alles Regeln gibt. Nichts kann sie besser als diese zu befolgen. Sie trägt sogar den Titel „Folgsamstes Kind der Schule“, ist Schülersprecherin und mächtig stolz darauf. Anfang des Schuljahres beginnt ein Wettbewerb: wer die meisten Gehorsamkeits-Punkte einheimst, gewinnt eine Reise mit der ganzen Familie. Die 12-jährige will unbedingt gewinnen und ihre Mutter damit glücklich machen, denn diese scheint immerzu betrübt zu sein und kann die Auszeit bestimmt gut gebrauchen. Doch dann findet Melissa unter den Platten der Terrasse ein Päckchen mit Blumensamen. Plötzlich hört sie Stimmen und verspürt den übermächtigen Drang, diese Samen auszusäen. Das Unglück nimmt seinen Lauf... Dieses Kinderbuch ab 10 Jahren ist herrlich phantasievoll und kommt mit einer völlig neuen Idee daher. In unserer heutigen Welt, wo Städte sich immer weiter ausbreiten, immer mehr Grünflächen zubetoniert, Wälder abgeholzt werden und die Natur immer mehr verdrängt und/ oder zerstört wird, ist dies ein wichtiges Buch. Es führt Kinder sanft an das Thema Umwelt heran. Denn auch hier soll das letzte Fleckchen Gras einer Prüfungshalle weichen. Melissas beste Freundin startet eine Petition gegen diese Baumaßnahmen, stößt damit aber auf taube Ohren, schließlich will niemand seinen Gewinn der Reise gefährden und sogenannte Schandflecken seiner Schulakte hinzufügen. Sie alle sind irgendwie Mitläufer, die sich davor fürchten unangenehm aufzufallen und aus der Masse herauszustechen. Eine eigene, nicht regelkonforme Denkweise ist nicht gewünscht. Als die Samen zu keimen beginnen, stellt dies nicht nur Melissas Leben völlig auf den Kopf. Eine Katastrophe jagt die nächste und ihr wird langsam klar, dass es wichtigeres gibt als das Einhalten von Regeln. Freiheit sowohl körperlich als auch die der Gedanken und der Meinung ist viel bedeutsamer. Sich frei und nach den eigenen Wünschen zu entfalten und das zu tun, was einen glücklich macht, gibt einem viel mehr als der Masse zu folgen und einen tristen Alltag zu fristen. Man braucht dafür Mut, muss über den eigenen Schatten springen, sich vielleicht auch dem Gegenwind stellen, doch letztendlich ist es einfach befreiend, man selbst zu sein. Menschen im Allgemeinen und Kinder im Besonderen brauchen nicht nur Regeln, sondern eben auch Freiheit. In einer Welt, in der jeder bestimmten Normen oder Erwartungen entsprechen muss, ist das eine schöne Botschaft. Das Buch spricht auch über Toleranz, Akzeptanz und der Angst vor dem Unbekannten. Dinge, die fremd sind, von denen man nicht weiß wo sie herkommen oder entstanden sind, stoßen oft auf Ablehnung. Dies kann zu Ausgrenzung und Außenseitertum führen. Wie schon erwähnt spielt auch das Thema Umwelt eine Rolle, ebenso wie Achtsamkeit gegenüber der Natur und Nachhaltigkeit. Die Reichen regieren die Welt, zerstören für Profit Wälder und Land, vertreiben Tiere oder rotten sie gar aus, vergiften Flüsse und auch die Luft. Es muss ein Umdenken stattfinden, denn die Umwelt ist unser Lebensraum, der Stück für Stück betoniert und zerstört wird. "Agatha Merkwürdens Racheblumen" ist ein wunderbar phantasievolles Kinderbuch, das viele wichtige Themen aufgreift. Ich finde es gut und wichtig, dass auch Kinder sich schon damit beschäftigen, denn sie sind unsere Zukunft. Gerne kann dies auf spielerische Art und Weise oder eben anhand dieser tollen Geschichte geschehen. Aber das Buch wird nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene gleichermaßen begeistern.

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