Profilbild von BookNerd

BookNerd

Posted on 16.2.2020

Jemand – oder eigentlich das ganze Haus – schien mich zu beobachten, es war nicht einfach nur ein Haus; es atmete, ein und aus, wie ein großes Wesen voller Erinnerungen und Geheimnisse. Seite 18 „Langsam glaube ich, irgendwer hier macht eine Menge Zauberkunststücke“, sagte Tante Betti. „Langsam glaube ich, es laufen doch sehr ausgeprägte Wasseradern unter dem Fußboden lang“, sagte Tante Fee. „Langsam glaube ich“, sagte Papa. „Das ist kein Haus sondern ein Bermudadreieck.“ Seite 133 Ein Haus mitten im Wald, kein Strom, kein fließend Wasser, kein Internet. Hier sollen Leo und Imke mit ihren Familien die Ferien verbringen, denn die alte Lene hat ausgerechnet ihnen dieses Haus vererbt. Aber was geht hier nur vor sich? Elfen im Wald, Schatten in Spiegeln, verschwundenes Brot und seltsame Geräusche. Und ganz plötzlich steckt die ungleiche Familie in einem riesigen Abenteuer, dessen Spuren bis in die Vergangenheit führen. „Eine Menge Geschichten beginnen damit, dass jemand mit dem Auto irgendwohin fährt. Diese Geschichte beginnt damit, dass jemand mit dem Auto nirgendwohin fährt.“ Mit diesem ersten Satz hat mich das Blaubeerhaus gleich in seinen Bann gezogen. Die Geschichte wird abwechselnd von Leo und Imke erzählt, Cousin und Cousine. Leo ist eher öko aufgewachsen, Imke super modern. Die Familie hat ein Haus geerbt, das sie jetzt in den Ferien besichtigen wollen, darum sind sie alle 10 unterwegs im großen gelben Bus von Leos Papa. Schlaglöcher säumen ihren Weg, dann endlich taucht das Haus auf. Alt und schief, von einer dichten Hecke umgeben – das Blaubeerhaus. Drinnen ist es zugig, schimmelige Decken, knarrende Schränke und mehrere Tierfamilien, die sich hier niedergelassen haben. Kein Strom, kein fließend Wasser, die nächste Stadt ist zwei Tage entfernt. Doch davon lassen sich unsere Abenteurer nicht aufhalten. „Auf dem Grund liegt etwas“, wiederholte ich, und ich dachte, dass das nicht nur für Imkes See galt. Es galt auch für das Blaubeerhaus und für so ziemlich die ganze Welt. Etwas war unter der Oberfläche verborgen – eine geheime Wahrheit. Seite 84 Doch schon kurze Zeit später legt irgendetwas (oder irgendwer?) den Bus lahm. Essen verschwindet, zwischendurch auch mal Menschen, dafür taucht ein geheimnisvolles Tagebuch auf, das einen unheimlichen Blick in die Vergangenheit des Blaubeerhauses wirft. Im Wald werden wundersame Dinge gefunden und manche auch nur vermutet. Die Kinder ziehen erst alleine und dann, als man mitten im Schlamassel steckt auch gemeinsam los, um herauszufinden, was hier genau vor sich geht. Zettel beruhigen Erwachsene immer ungemein, du kannst quasi ans Ende der Welt oder in den Krieg aufbrechen, Hauptsache, du schreibst es ihnen auf einen Zettel. Bestenfalls mit der Telefonnummer vom Ende der Welt. Seite 40 Es gibt so coole Charaktere! Tante Fee, die immer nur meditiert und überall böse Wasseradern wittert. Die um ihr Chakra fürchtet, weil sie ohne Strom nicht googlen kann, welcher ihrer Energiesteine für die anstehende Mondphase geeignet ist. Leos Vater, der immer nur „Der Riese“ genannt wird und das kleine Baby Mattis, dass mit Blaubeermarmelade manscht und sich den halben Tag über seine Familie totlacht, aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen. Die Zwillinge Juni und Juli, die eigentlich gar keine Zwillinge sind, aber des Öfteren super gruselig in der Ecke stehen und starren, als wären sie soeben einem Horrorfilm entsprungen. Die im Wald mit den Elfen tanzen und das Einhorn jagen gehen. „Wir machen einen Zauber“, erklärte Juli. „Für das Einhorn“, fügte Juni hinzu. „Prima Idee“, knurrte ich. „Wenn ich ein Einhorn wäre, würde ich sicherlich aus dem Wald kommen, wenn zwei verrückte kleine Kinder in Nachthemden hinter Mänteln herumstehen würden.“ Seite 211 Die Sprache ist einfach, teilweise wunderschön poetisch und voller Humor. Die ganze Idee ist am Anfang so verrückt und dann mit einer Tiefgründigkeit versehen, die ich so niemals erwartet hatte. Es gibt Magie und Verrücktheit, Familie mit Drama und ohne, Liebe unerwidert und erwidert, Tofu Kriege und zahme Eichhörnchen. Ein wahnsinniger Plot, indem sich ein Familientripp zu so viel mehr entwickelt. Ich hab das Buch eben beendet und sofort zwei weitere Bücher von der Autorin bei Tauschticket angefordert. Ich hoffe auf noch viel viel mehr Magie von Antonia Michaelis. Wenn der Nachtmittag auf dem Blaubeerhaus lag, war es ein blau-grüner Juwel im Wald, ein schiefes und altes, aber blühendes Tor zum Paradies. Seite 29 „Das Blaubeerhaus“ ist eine traumhaft schöne Geschichte über Freundschaft, Familie, Vergangenheit, Jetzt, Magie, Traum und Wirklichkeit. Starke Charaktere und eine noch viel stärkere Handlung. Mein absolut liebstes Kinderbuch und ihr müsst es unbedingt sofort alle lesen!

zurück nach oben