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patricianossol

Posted on 16.2.2020

Dunkel, kalt, tief und still fließt sie durch den Nordosten Deutschlands - die Havel. Buchautor Tim Pieper kennt den längsten rechtsseitigen Nebenfluss der Elbe genau und lässt ihn wieder zum Schauplatz des Verbrechens werden. Sein neuer Kriminalroman mit dem Titel „Stille Havel“ ist im September 2019 beim Emons Verlag erschienen. Im Park Sanssouci wird eine Leiche entdeckt. „Das Opfer wurde zwischen den Büschen gefunden. Wir können davon ausgehen, dass es kein Raubüberfall war. Er hatte alle Wertsachen am Körper. Portemonnaie, Schlüsselbund, Goldkette und Armbanduhr... Auf seinem Personalausweis steht, dass er Helmut Lothroh heißt, sechzig Jahre alt ist und in Potsdam wohnt.“ (Auszug aus „Stille Havel“). Wie schon bei den vorangegangenen Kriminalfällen übernimmt Hauptkommissar Toni Sanftleben die Ermittlungen. Bei dem Toten handelt es sich um einen Kunstsachverständigen, der zuletzt Interesse an einem Gemälde mit dem Abbild einer verschleierten, schwarz gekleideten Frau zeigte, welches sich im Museum Barberini befindet. Wer ist diese Frau, die ihr Gesicht verhüllt, um offensichtlich ihre Identität zu verbergen? Der Leser lernt sie bereits im Prolog kennen und ist damit dem Hauptkommissar eine Nasenlänge voraus. Zunächst führt die Spurensuche nach Babelsberg zur UFA. Ein herrschaftliches Anwesen in Kladow gerät in den Fokus der Ermittlungen. Seine Bewohnerin Maria Hellström erregt Toni Sanftlebens Interesse. Doch er muss einen Mord aufklären und herausfinden, welches Geheimnis sich hinter den Mauern der alten Havelvilla verbirgt. Schon nach wenigen Seiten fesselt mich die Story. Ich mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Tim Pieper schreibt lebendig und intelligent in mehreren Erzählsträngen. Er springt dabei zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Die Geschichte ist fein, realitätsnah und mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet. Es fällt mir leicht, der Handlung zu folgen. Man spürt beim Lesen die Verbundenheit des Autors zu seiner Heimat. Viele seiner beschriebenen Schauplätze sind mir bekannt. Gedanklich begleite ich die Akteure auf ihren Wegen. Tim Pieper hat umfangreich recherchiert. So zieht er die Spannung nicht nur aus dem aktuellen Kriminalfall, sondern auch aus der historischen Hintergrundgeschichte, die in die Zeit des 2.Weltkrieges zurückblickt. Das gefällt mir außergewöhnlich gut und spornt mich an, mehr über die Familie Goebbels zu erfahren. Obwohl „Stille Havel“ bereits der vierte Band einer Krimi-Reihe ist, stellt er eine abgeschlossene Handlung dar und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Ich begleite Toni Sanftleben schon seit Band 1, habe ihn in schwerer seelischer Verfassung erlebt. Ich freue mich, dass er inzwischen etwas Abstand von seinem alten Leben bekommen hat und positiver in die Zukunft blickt. Gespannt warte ich auf die Fortsetzung der Krimireihe rund um die Havel. Kriminell gute Unterhaltung, intelligent ausgearbeitet, mitreißend erzählt!

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