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Ladybug

Posted on 16.2.2020

Roadtrip ins Erwachsenwerden Maik Klingenberg ist ein typischer pubertierender Teenager. Alles verändert sich und er kommt kaum hinterher, die ersten zarten Gefühle für das andere Geschlecht überfordern ihn schon fast und überhaupt ist alles kompliziert. Immerhin steuert sein Vater gerade schnurstracks auf den Konkurs zu, hat ein Verhältnis mit seiner jungen Angestellten und seine Mutter ist Alkoholikerin. Da ist es kein Wunder, dass er in Tschick, der neu in die Klasse kommt, Russe ist und Autos klaut, einen Freund findet. Und mit Tschick startet Maik in eine unglaubliche Reise, die ihn in die Wallachei führen soll, aber viel mehr als das für ihn bereithält. Wolfgang Herrndorf, der leider viel zu jung gestorben ist, hat mit "Tschick" ein Buch geschrieben, das zeitlos ist, auch wenn es im ersten Jahrzehnt unseres Jahrtausends spielt. Alles, was Maik und Tchick erleben, hätte auch in meiner Jugend so ähnlich passieren können und auch in fünfzig Jahren werden Pubertierende genau die selben Gefühle und Gedanken haben. Es ist ein Buch, das man im Herzen behält - und unbedingt weitergeben mag (und auch soll!). Es verändert - ganz sanft. Man kann lachen - über sich selbst, über Maik, über Tschick, über seine Weggefährten. Genauso mag man weinen oder brüllen, wenn ihm mal wieder eine ungeheuerliche Ungerechtigkeit geschieht (hat man das doch in diesem Alter auch immer mal wieder erfahren müssen). Mark Twains Tom Sawyer und Huckleberry Finn hatten ihre Zeit, Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow nehmen ihren Part heute ein. Und das in Perfektion! Viele haben sich an Twain orientiert, aber wenige schaffen es so gut, wie Herrndorf das hier gemacht hat. Er bedient sich dabei einer gemäßigten Jugendsprache, sodass diesen Roman Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen genießen können und er noch Jahrzehnte lesbar bleibt. Es steckt so unendlich viel Liebe und Weisheit in diesem Buch, dass man staunend zurückbleibt und Maik und Tschick für immer in einem Winkel des Herzens mit sich trägt. So berührt und bewegt selten ein Buch. Von mir daher fünf glänzende, funkelnde Sterne!

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