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elisabethmayer

Posted on 16.2.2020

In manchen Lebenssituationen braucht es ein Buch, dessen Botschaft - in einfachen Worten geschrieben - direkt im Herzen vor Anker gehen kann. Ging mir gerade wieder so, als eine medikamentöse Behandlung mich eher zu sabberndem Sofagemüse zu machen drohte, als mir wirklich zu helfen. Da fand mich Miquel Reinas Roman "Lichter auf dem Meer". Es ist die Geschichte vom alten Ehepaar Mary Rose und Harold Grape, das sich in seinem Haus auf der Klippe schon ziemlich lange vom Leben in seiner Stadt - und leider auch vom guten Leben miteinander verabschiedet hat. Der große Traum, den beide geteilt hatten, ist auf schreckliche Weise zu einem Alptraum geworden. Sie haben nicht mehr zur Liebe zueinander zurückfinden können.  Da ihr Haus zu dicht am Abgrund steht, müssen sie es nun auf Weisung verlassen. Der Platz im Altersheim ist gebucht, die Koffer sind gepackt. Die letzte Nacht steht an.  Während beide schlafen, kommt es einmal mehr zur Katastrophe... Davon, wie die beiden dann handeln, weit über sich hinauswachsen, niemals, wirklich niemals aufgeben, und letztlich auf so schöne Weise dafür belohnt werden, mitten im Schmerz, davon erzählt der Roman. Harold und Mary Rose werden sogar zu Fremden, doch in großer Bescheidenheit werden sie versuchen, wieder Anschluss an das Leben zu gewinnen. Ich weine wirklich nicht oft bei Filmen oder Büchern. Aber hier konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Dieser Roman sei allen ans Herz gelegt, die noch offene Wunden durch Verlust in sich tragen. Solchen, die zwar noch träumen können, aber nicht mehr kämpfen wollen. Und solchen, die über das Kämpfen ihre Träume verloren haben.

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